Auch im Weltmuseum Wien gibt es Benin-Bronzen – und eine Debatte.

Foto: KHM-Museumsverband

Berlin – Die als Raubgut geltenden Benin-Bronzen können im neuen Berliner Humboldt-Forum aus Sicht von Berlins Kultursenator Klaus Lederer nur als Leihgaben gezeigt werden. "Das Zeug ist geklaut", sagte der Linke-Politiker am Freitag in Berlin. Die wertvollen Kulturgüter "gehören uns nicht", auch wenn sie den Museen eigentumsrechtlich zugeschrieben seien. "Solch koloniales Raubgut kann in europäischen Kultureinrichtung nur als akzeptierte Leihgabe stehen".

Die Objekte stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin im Westen Afrikas sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Auch im Humboldt-Forum sollen sie ausgestellt werden. Allein Berlins Ethnologisches Museum verfügt über gut 500 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 400 Bronzen.

Museumsleiter übernimmt Weltmuseum Wien

Dessen Museumsleiter und Afrika-Spezialist Jonathan Fine wird mit 1. Juli wissenschaftlicher Direktor des Weltmuseums Wien, weshalb die Debatte um Rückgabe ethnologischer Museumsbestände an ihre Herkunftsländer auch hierzulande neuen Schwung erhalten dürfte. Denn Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums – das Weltmuseum ist im KHM-Museumsverband angesiedelt – hatte bei der Bekanntgabe der Personalie bereits angekündigt: "Der Fokus seiner Arbeit in Berlin liegt auf der Provenienzforschung mit dem Schwerpunkt Benin und Kamerun. Das wird er in Wien nahtlos fortsetzen."

Ein nächster Schritt in Deutschland ist am 29. Juni die Sitzung des Stiftungsrats der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, in dem Bund und Länder sitzen. Dort soll es einen richtungsweisenden Beschluss geben. Lederer vertritt Berlin dabei und ist in diesem Jahr zudem Vorsitzender der Kulturministerkonferenz.

"Ich bin fest davon überzeugt, wenn man da nicht weiter Druck macht, dann rutscht das Thema relativ schnell wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung raus", sagte Lederer. Der Senator verwies zudem auf Bestände in Einrichtungen, die nach europäischen Maßstäben vielleicht nicht den Wert der Bronzen haben, "aber von einem hohen kulturellen Wert sind für diejenigen, denen diese Gegenstände damals entzogen worden sind". Dies alles müsse digitalisiert und aufgearbeitet werden. (APA, 11.6.2021)