Es wäre nicht von Nachteil für den weiteren Turnierverlauf, wenn auch das ÖFB-Team nach dem Spiel gegen Nordmazedonien Applaus ernten könnte.

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Ticker: England vs. Kroatien, Österreich vs. Nordmazedonien, Niederlande vs. Ukraine, So., ab 15 Uhr

Seefeld – Wie bei so manchem Fan hat sich auch bei Martin Hinteregger zumindest bis Freitagabend noch kein großes Kribbeln eingestellt, wie er beim letzten ÖFB-Training in Seefeld vor dem Abflug am Samstag nach Bukarest zum Spiel gegen Nordmazedonien (Sonntag, 18 Uhr/live ORF 1) erzählte: "Dass das ein großes Turnier ist, ist schwer vorstellbar, aber vielleicht kommt mit dem Anpfiff das Feeling, wenn zumindest ein paar Zuschauer im Stadion sind", sagte Hinteregger.

Arnautovic auf dem Weg nach Bukarest.
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Unabhängig von der Stimmung in der Arena von Bukarest ist das Ziel des Kärntners klar – ein Fehlstart wie 2016 beim 0:2 gegen Ungarn soll vermieden werden. "Wir sollten uns an diesem Match ein Beispiel nehmen und konzentriert zu Werke gehen", forderte Hinteregger.

Warnung vor Standards

Vorsicht sei vor dem Umschaltspiel und auch vor den ruhenden Bällen der Nordmazedonier geboten. "Sie sind bei Standards sehr gefährlich. Wir wissen, bei einer EM geht es um Kleinigkeiten, und das kann so eine sein."

Andreas Ulmer schloss sich dieser Meinung an. "Die Nordmazedonier haben wirklich gute Standardschützen", warnte der Salzburg-Profi. Nicht nur aus diesem Grund dürfe man den EM-Neuling keinesfalls unterschätzen. "Sie haben Qualitäten im Umschaltspiel und können hinten kompakt stehen", so Ulmer.

Aufstieg als Ziel

Der Aufstieg ist das erklärte Ziel des ÖFB-Teams. Der Sprung ins Achtelfinale wäre historisch, denn in diesem Fall würde die ÖFB-Auswahl das erste K.o.-Match bei einem großen Turnier seit 67 Jahren bestreiten.

Österreichs bisher letztes Endrunden-Match, das mit einem Sieger enden musste, war gleichzeitig der größte Erfolg in der heimischen Fußball-Geschichte. Am 3. Juli 1954 gewannen Ernst Ocwirk, Gerhard Hanappi und Co. in Zürich das Spiel um WM-Platz drei gegen Uruguay mit 3:1.

Cordoba und Gijon

Seither absolvierte Österreich bei sieben Turnier-Teilnahmen 26 Spiele, alle im Rahmen einer Gruppenphase. Bei EM-Endrunden ist man allerdings in sechs Spielen ohne Sieg geblieben. Das bedeutet aber nicht, dass man chronisch erfolglos war: Bei der WM 1978 in Argentinien gelang dank Siegen über Spanien und Schweden der Aufstieg von der ersten in die zweite Gruppenphase, wo dann nach dem legendären Cordoba-Sieg über Deutschland Endstation war.

Weit weniger glorreich, weil mit dem Makel des "Nichtangriffspakts" von Gijon behaftet, überstanden die Österreicher bei der WM 1982 in Spanien die erste Gruppenphase. Das Aus kam anschließend in der sogenannten Zweiten Finalrunde, die ebenfalls in Gruppenmatches ohne K.o.-Partien ausgetragen wurde. Die fünf weiteren Turnierstarts des ÖFB-Teams seit 1954 (WM 1958, 1990 und 1998 sowie EM 2008 und 2016) gingen jeweils nach drei Gruppenspielen zu Ende.

Magere Bilanz

Auch der bisher letzte Sieg bei einer großen Endrunde liegt schon lange zurück. Bei der WM in Italien gelang am 19. Juni 1990 in Florenz ein 2:1 gegen die USA, seither folgten vier Unentschieden und fünf Niederlagen. Die Bilanz bei Europameisterschaften steht bei vier Niederlagen, zwei Unentschieden und nur zwei erzielten Treffern.

Auf eine österreichische Torlawine bei der bevorstehenden EM deutet derzeit auch wenig hin. Die ÖFB-Auswahl wartet seit 316 Spielminuten auf einen Treffer – so lange wie seit 2016 nicht, als man rund um die EURO in Frankreich 401 Minuten erfolglos war. Sollte man auch die Partie gegen Nordmazedonien ohne Tor beenden, wäre dies gleichbedeutend mit der längsten Durststrecke in der heimischen Länderspiel-Geschichte. (APA, red, 12.6.2021)

Mögliche Aufstellungen

Gruppe C, 1. Runde: Österreich – Nordmazedonien (Bukarest, National Arena, 18.00 Uhr MESZ/live ORF 1, SR Ekberg/SWE)

Österreich: 13 Bachmann (Watford/2 Länderspiele) – 21 Lainer (Mönchengladbach/29 Länderspiele/1 Tor), 3 Dragovic (Bayer Leverkusen/90/2), 4 Hinteregger (Eintracht Frankfurt/55/4), 2 Ulmer (Red Bull Salzburg/24/0) – 23 X. Schlager (Wolfsburg/20/1), 24 Laimer (RB Leipzig/9/1) – 19 Baumgartner (Hoffenheim/10/3), 9 Sabitzer (RB Leipzig/50/8), 8 Alaba (Bayern München/81/14) – 25 Kalajdzic (Stuttgart/7/3)

Ersatz: 1 A. Schlager (LASK/6), 12 Pervan (Wolfsburg/7) – 26 Friedl (Werder Bremen/3/0), 15 Lienhart (Freiburg/4/0), 5 Posch (Hoffenheim/11/1), 16 Trimmel (Union Berlin/13/0), 6 Ilsanker (Eintracht Frankfurt/51/0), 14 Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/83/1), 10 Grillitsch (Hoffenheim/23/1), 22 Lazaro (Mönchengladbach/31/3), 17 Schaub (Luzern/21/6), 18 Schöpf (Schalke/27/5), 7 Arnautovic (Shanghai Port/88/26), 11 Gregoritsch (Augsburg/26/4), 20 Onisiwo (11/1)

Nordmazedonien: 1 Dimitrievski (Rayo Vallecano/42) – 2 Bejtulai (Skendija Tetovo/21/0), 14 Velkovski (HNK Rijeka/28/1), 6 Musliu (Mol Fehervar/31/1) – 26 M. Ristovski (Spartak Trnava/1/1), 17 Bardhi (Levante/34/6), 16 Nikolov (Lecce/34/2), 5 Ademi (Dinamo Zagreb/21/4), 8 Alioski (Leeds United/44/8) – 10 Pandev (Genoa/119/37), 21 Elmas (Napoli/27/7)

Ersatz: 12 Jankov (Rabotnicki Skopje/0), 22 Siskovski (Doxa Katokopia/CYP/6) – 3 Zajkov (Sporting Charleroi/17/1), 4 Ristevski (Ujpest Budapest/47/0), 13. S. Ristovski (Dinamo Zagreb/65/2), 11 Hasani (Partizan Tirana/41/2), 15 Kostadinov (Ruzomberok/10/0), 20 Spirovski (AEK Larnaca/40/1), 25 Churlinov (Stuttgart/3/1), 7 Trickovski (AEK Larnaca/64/7), 9 Trajkovski (RCD Mallorca/65/18), 18 Stojanovski (Chambly/FRA/8/2), 19 Velkoski (FK Sarajevo/15/0), 23 Radeski (Akademija Pandev/17/1), 24 Avramovski (Kayserispor/6/0)

Es fehlt: Nestorovski (Kreuzbandriss/nicht im EM-Kader)