Doppelter Triumph.

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Paris – Barbora Krejčíková herzte, küsste und schmuste mit dem Coupe Suzanne-Lenglen. Die tschechische Überraschungssiegerin der French Open mochte den silbernen Pokal gar nicht mehr aus der Hand geben – doch am Sonntagmorgen löste sie sich schließlich doch von ihrem neuen Lieblingsschmuckstück. Die 25 Jahre alte Tschechin, die tags zuvor so emotional ihrer verstorbenen Trainerin Jana Novotna gedankt hatte, wollte sich schließlich zur ersten Double-Siegerin von Paris seit 21 Jahren krönen.

Und die Athletin aus Brno, die vor dem Turnier zumindest im Einzel niemand so richtig auf dem Zettel hatte, machte tatsächlich an der Seite ihrer Partnerin Katerina Siniakova auch noch den Doppeltriumph perfekt. Beide Titel hatte zuletzt die Französin Mary Pierce im Jahr 2000 am Bois de Boulogne gewonnen.

Müde Beine

"Ich habe gestern schon so viel hier geredet", sagte Krejčíková mit einem Schmunzeln im Gesicht nach dem 6:4, 6:2 gegen das US-amerikanisch-polnische Doppel Bethanie Mattek-Sands/Iga Swiatek: "Es war sehr schwierig, ich hatte müde Beine und kaum geschlafen. Ich fühle mich superwohl auf diesem Platz und bin einfach happy."

Am Samstag, nach ihrem 6:1, 2:6, 6:4-Einzelsieg gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa, hatte Krejčíková Küsse in den Himmel geschickt und hochemotionale Worte über die 2017 verstorbene tschechische Ikone Novotna gesagt, die sie ans Profitennis herangeführt hatte.

"Als sie im Sterben lag, habe ich viel Zeit mit ihr verbracht. Einige ihrer letzten Worte zu mir waren: 'Habe Spaß und versuche, einen Grand Slam zu gewinnen'. Sie war so eine Inspiration für mich", sagte Krejčíková: "Ich vermisse sie sehr und hoffe, dass sie jetzt glücklich ist. Ich bin es und kann es nicht glauben, dass ich hier gewonnen habe."

Ihr war das Meisterstück bei dem Sandplatzklassiker als erster Tschechin seit Hana Mandlikova 1981 gelungen, die damals noch unter Flagge der Tschechoslowakei gestartet war. Mit Krejčíková wurde im sechsten Jahr in Folge in Paris eine neue Spielerin Major-Siegerin. Sie streicht ein Preisgeld von 1,4 Millionen Euro ein, Pawljutschenkowa erhält 750.000 Euro.

Mentale Kraft

Krejcikova kämpfte sich durch einen Frauen-Wettkampf in Paris, in dem es von Beginn an turbulent zuging. Der Presse-Boykott und der folgende Rückzug der viermaligen Major-Gewinnerin Naomi Osaka sorgten direkt für ein echtes Beben. Favoritinnen wie die Weltranglistenerste Ashleigh Barty stürzten. Krejčíková sorgte unterdessen immer mehr für Furore.

Im Finale sei dann ihre mentale Kraft der Schlüssel gewesen, berichtete Krejčíková, die vor ihrem Achtelfinale noch Angst gehabt hatte, nicht gut genug zu sein, sich einschloss, weinte. Doch sie überwand den schweren Moment und ging gestärkt aus der Situation hervor. "Ich habe wieder mit meinem Psychologen gesprochen, und wir haben lange gesprochen. Sodass ich wusste, dass ich nicht in Panik geraten würden, sobald ich den Platz betrete", sagte sie im Rückblick aufs Finale, das sie dann genießen konnte: "Darüber bin ich sehr glücklich." (sid, 13.6.2021)