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Linux-Erfinder Linus Torvalds, hier bei einer Preisverleihung im Jahr 2012.

Foto: Jarno Mela / AP

Einen Vorwurf bekommt Linus Torvalds eher selten zu hören: dass er sich zu diplomatisch ausdrückt. Der Linux-Gründer ist für seine direkte Art bekannt, was ihm in der Vergangenheit immer wieder Kritik eingebracht hat. Torvalds versicherte daraufhin, sich künftig mäßigen zu wollen, und hielt sich bislang auch weitgehend daran. Für Verschwörungsbehauptungen scheint er aber eine Ausnahme von dieser Regel zu machen – vor allem wenn sie ihm ungefragt vor die Nase gesetzt werden.

Behauptungen

Ausgerechnet die zentrale Mailing-Liste für den Linux-Kernel hatte ein deutscher Softwareentwickler auserkoren, um seine Impfgegnerschaft kundzutun. So versicherte er nicht nur, sich niemals impfen lassen zu wollen, sondern sprach auch noch wörtlich von einem Experiment, mit dem eine "neue Menschenrasse" erschaffen werden solle. Zudem unterstellte er, dass es gar keine Pandemie gebe, und empfahl den Mitdiskutanten, sich doch einmal wissenschaftliche Daten statt Fernsehsendungen anzusehen.

"Dumme Lügen"

Dies wollte – und offenbar auch: konnte – Torvalds nicht so stehen lassen. In einer ausführlichen Replik fand er deutliche Worte für sein Gegenüber. Der Entwickler verbreite "dumme Lügen", entweder weil ihm die nötige Bildung fehle oder weil er sich von Pseudoexperten und Scharlatanen auf Youtube beeinflussen habe lassen. Insofern solle der Entwickler seine "verrückten" und "technisch unrichtigen" Behauptung doch für sich behalten.

Impfstoffe haben über die Jahre Millionen Menschen das Leben gerettet, ruft Torvalds in der Folge in Erinnerung und holt zu einer Lehrstunde in Fragen Covid-Impfung aus. So sei etwa die von Verschwörungserzählern aufgestellte Behauptung, dass mRNA die genetische Sequenz des Menschen verändere, kompletter Unsinn. Werde damit doch lediglich dem Körper beigebracht, wie er auf das Virus reagieren solle, während die geimpfte mRNA selbst nach wenigen Tagen wieder aus dem Körper verschwunden sei. Genau genommen würde über die von Gegnern angeprangerten mRNA-Impfungen weniger genetisches Material in den Körper eingebracht als bei einer klassischen Impfung. Und vor allem auch erheblich weniger als es bei einer Infektion mit dem Covid-19-Virus der Fall wäre.

Hoffnung auf Treffen

Der Ausgangspunkt des Diskussionsthreads war dabei übrigens noch recht harmlos: Es ging eigentlich darum, wie es mit Treffen der Kernel-Community weitergehen soll. Einzelne Entwickler hatten nahegelegt, dass man sich angesichts der steigenden Impfzahlen doch bald einmal wieder physisch treffen könnte. Andere wiederum hatten darauf verwiesen, dass die Kernel-Community eine globale ist und dass es nicht überall auf der Welt mit den Impfraten ähnlich gut aussehe wie in den USA oder einzelnen europäischen Staaten.

Appell

Den Schlusspunkt setzt nun aber Torvalds, und das mit einem klaren Appell. Wer nur irgendwie könne, solle sich auf jeden Fall impfen lassen, anstatt den Lügen von Impfgegnern zu glauben. Und wenn der betreffende Entwickler es schon nicht schaffe, wissenschaftliche Fakten zu akzeptieren, solle er wenigstens auf der Kernel-Mailing-Liste den Mund dazu halten. (apo, 14.6.2021)