Bei 57 zeitgleichen Einsätzen durchsuchten Polizeibeamte unter anderem auch öffentliche Institutionen.

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San José – Korruptionsermittler in Costa Rica haben im Zuge dutzender Razzien auch den Amtssitz des Staatspräsidenten durchsucht. Jeder vierte der 57 zeitgleichen Einsätze fand Montagfrüh (Ortszeit) in öffentlichen Institutionen statt, der Rest in Wohnungen und Privatunternehmen, teilte die Justizermittlungsbehörde OIJ mit. Demnach ging es um Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bestechung, Veruntreuung und Betrug bei öffentlichen Bauaufträgen und der Instandhaltung des Straßennetzes.

Die Taten hätten von 2018 bis 2020 ein Loch von geschätzt 78 Milliarden Colón (rund 102 Millionen Euro) in den Staatshaushalt gerissen, hieß es. Es handle sich um einen der bedeutendsten Fälle öffentlicher Korruption in dem mittelamerikanischen Land. Die Rede war von 72 Festnahmen, darunter etliche Staatsbedienstete.

Staatspräsident Carlos Alvarado wandte sich am Abend (Ortszeit) in einer über soziale Medien verbreiteten Videobotschaft an die Nation. "Wie ihr empfinde ich heute enorme Empörung, Verärgerung und Wut wegen der Korruptionsvorgänge bei öffentlichen Bauaufträgen", sagte er. Ins Visier der Ermittler war nach Medienberichten auch einer seiner Berater, Camilo Saldarriaga, geraten. Dieser sei zurückgetreten, um sich um seine Verteidigung zu kümmern, sagte der seit drei Jahren regierende Sozialdemokrat Alvarado. "Wenn diese Situation für irgendetwas gut sein soll, dann dafür, mit der Korruption innerhalb der Institutionen aufzuräumen." (APA, 15.6.2021)