Das Islamische Kulturzentrum Graz fordert, dass die Islamlandkarte "sofort vom Netz genommen" wird.

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Graz – Die heftig umstrittene Islamlandkarte ist wieder online. Zuvor waren einige Funktionen der Karte aus technischen Gründen zwischenzeitlich nicht verfügbar gewesen. Die unter Federführung des Wiener Professors für islamische Religionspädagogik, Ednan Aslan, erstellte Landkarte existiert seit 2012.

Für massive Kritik unter islamischen Verbänden hat ihre neuerliche Präsentation durch Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und deren "Dokumentationsstelle politischer Islam" gesorgt. Vertreter einiger der dort aufgelisteten 600 Vereine kritisierten, dass sie mit Privatadressen genannt würden und teilweise auch veraltete Einträge online seien. Nach der Präsentation der Landkarte wurden nahe muslimischen Einrichtungen von Unbekannten "Warnschilder" angebracht.

"Warnschild" nun auch in Graz

Nach Wien ist nun auch in Graz so ein "Warnschild" auf ein Nebengebäude einer Moschee aufgehängt worden. Die Polizei hat das gelbe Plakat mit der Aufschrift "Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe" Montagnachmittag wieder demontiert, hieß es am Dienstag. Gegen die Täter, den Bildern einer Überwachungskamera zufolge offenbar ein Mann und eine Frau, wird nun wegen des Verdachts der Verhetzung ermittelt.

Das Islamische Kulturzentrum Graz, auf dessen Gebäude das Schild angebracht worden war, fragte in einem Posting auf Facebook: "Wie lange, Herr Bundeskanzler Kurz, wollen Sie das Land und die Bevölkerung noch spalten? Was muss passieren, damit die Hetze gegen Minderheiten für politisches Kleingeld endlich aufhört? Sieht so etwa Integration aus, Frau Ministerin Raab?" Diese Tat sei das "direkte Ergebnis der unsäglichen sogenannten Islamlandkarte", die nur eines zum Ziel habe: "Musliminnen und Muslime direkt an den Pranger zu stellen und unter einen Generalverdacht. Diese Landkarte muss sofort vom Netz genommen werden, bevor noch, Gott bewahre, Personen zu Schaden kommen", so das Kulturzentrum.

Kritik von Politik und anderen Glaubensgemeinschaften

Die Neos Steiermark verurteilten das Anbringen von "Warnhinweisen" in einer Aussendung. Klubobmann Niko Swatek forderte ein "klares Bekenntnis von Ministerin Raab gegen die Islamlandkarte und Stigmatisierung von Muslimas und Muslimen". Er appellierte, "die Landkarte dauerhaft offline zu lassen, sich zu distanzieren und zu entschuldigen. Es kann nicht sein, dass Vereine willkürlich und ohne Evidenz, und damit ihre Mitglieder, zum Freiwild von rechtsextremen Aktivisten werden."

Dem vorangegangen war Kritik nicht nur der muslimischen Community an der Karte. Auch die evangelische Kirche wandte sich vehement gegen das Projekt. Wiens katholischer Erzbischof Christoph Schönborn sprach sich für einen Religionsatlas aus, der die Einrichtungen aller Konfessionen umfassen sollte. Nicht einsehbar war für ihn, warum gerade eine Religion herausgepickt worden sei. (APA, 15.6.2021)