Zubehör für den Bücherwurm: In der Buchhandelskette seines Vertrauens gibt es eine Menge Konsumartikel zu erwerben.

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Noch hallt die Hiobsbotschaft vom Buchmarkt düster in den Ohren wider. Ein sattes Umsatzminus von 4,4 Prozent verzeichnete der heimische Buchhandel 2020: Wo doch die Menschen im ersten Pandemiejahr unfreiwillig zuhause, vor ihren vollgestopften Bücherregalen, saßen und kaum wussten, womit anfangen: Stifters "Nachsommer"? Oder doch mit Arno Schmidts Grabsteinplatte "Zettels Traum"? Bei den Deutschen, dem Volk der Dichter und Denker, verhielt es sich unwesentlich anders.

Recherche tut not. Es muss Gründe geben für die zunehmende Bücherabstinenz. Immerhin tummeln sich die Menschen an gewöhnlichen Einkaufstagen zu Hunderten in den Flagship-Stores der größten heimischen Buchhandelskette. Frage: Wer oder was hält die Masse der Bildungshungrigen vom Betreten der für sie am besten geeigneten Lesefutterstellen ab?

Die ehrliche Antwort aus dem Munde des Feldforschers: Im Foyer jeder größeren "Thalia"-Filiale gibt es kein Durchkommen. Den Weg zu den herrlichen, druckfrischen Bänden versperren Ständer und Kästen, die prall gefüllt sind mit lauter farbenfrohen Konsumartikeln. Hier eine kleine Aufstellung der wichtigsten, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Flamingo-Look

Man findet im Eingangsbereich: Lese-Sonnengläser, Kulturbeutel im Flamingo-Look, "Regentor"-Schokoladeriegel. Es gibt: Radiergummi-Lollys, Mobilleuchter, Handy-Taschen (wassererprobt). Weiters gesehen: neckische Kaffeeschalen, Entspannungstee, Stoffeinhörner, Sandspielzeug, Rucksäcke, semi-transparente Fettuccine-Schachteln ("Good Hair Day Pasta"). Gilt es, Regenwetter zu trotzen oder Anwandlungen von Langeweile zu verscheuchen? Bitte sehr: Gegriffen werden kann zu Magnetspielbüchern, Rätselblöcken, "Vintage-Art"-Postkarten, nicht zu vergessen auf die bewährte Ravensburger Brettspielkultur.

Auch nicht zu verachten: Bikini-Bags, Strandpantoffeln mit lachsrosa oder sittichgelben Pompons, Thermophor-Eulen. Feilgeboten werden überdies: artifizielle Bienenwaben ("Bienen-Hotel"), bizarr kolorierte Socken, Tornister im Tropical-Look, "Smile"-Trinkflaschen, Topfuntersetzer.

"Lies-dich-glücklich-Bags" gibt es übrigens auch. Für Bücher reicht dann halt oft das Geld nicht mehr. (Ronald Pohl, 16.6.2021)