Neuester Burgenland-Export: Stephanie Widmer und Alexander Köck aka Cari Cari.

Foto: Andreas Jackwerth

Noch auf See heißt die Single, mit der die bis heute aktive Band Garish 2004 von Mattersburg aus die Spitze der FM4-Charts erklomm. Im selben Jahr erschien mit Straight Outta Schilfgürtel der Erstling einer Gruppe aus Neusiedl, die als Ja, Panik das deutschsprachige Feuilleton zu Lobgesängen hinriss. Vor zwölf Jahren schipperte der Künstler David Kleinl zu den Tönen seiner Band Tanz Baby! im Elektroboot über den Neusiedler See und sang mit rollendem R: "Ich bin traurig." Kleinl, Garish und Ja, Panik haben eines gemeinsam: Sie sind – wie viele Protagonisten der burgenländischen Popkultur – in der Cselley Mühle in Oslip groß geworden.

Tanz Baby

Die beiden jüngst verstorbenen Gründer des Kunst- und Aktionszentrums, die Künstler Sepp Laubner und Robert Schneider, schufen am Westufer des Sees einen Freiraum, der bis heute eine kulturelle Infrastruktur bietet. "Die regionalen Bands damals spielten in Wirtshäusern oder Vereinen", erinnert sich Eveline Lehner, Mitwirkende der ersten Stunde und Geschäftsführerin der "Mü". "So gesehen war die Cselley Mühle eine wichtige Plattform, auf der sich Musiker präsentieren konnten." 2022 will sie mit dem neuen Eigentümer und Kunstsammler Mario Müller neue Wege gehen.

Vom Schilfgürtel nach Hollywood

Tonangebend Wenn es heute Bands nach Oslip zieht, dann nicht nur, weil sich dort Konzerte spielen lassen. Mit Thomas Pronai und seinem analogen Tonstudio in der Cselley Mühle gibt es ein verbindendes Element für die geografisch zerstreuten Szenen. "Wenn es so etwas wie einen burgenländischen Trademark-Sound gibt, dann ist das am ehesten der Sound, der aus meinem Studio kommt", sagt Pronai. Eine seiner neuesten Arbeiten sind die Live-Sessions der in Mörbisch beheimateten Band Cari Cari. Mit 170.000 monatlichen Spotify-Hörern und Features ihrer Songs in Hollywood-Filmen ist das Duo die jüngste Erfolgsgeschichte der pannonischen Szene.

Cari Cari

Aber auch bei den frühen Alben von Ja, Panik hatte Pronai seine Hände im Spiel. Nach siebenjähriger Schaffenspause meldete sich die Gruppe heuer mit einem neuen Album zurück – diesmal von Sänger Andreas Spechtl im Heimstudio in Deutsch Jahrndorf aufgenommen, direkt an der Grenze zu Ungarn und der Slowakei. "Man sieht hier, wie toll das europäische Projekt funktioniert und wie es gleichzeitig gescheitert ist", beschreibt Spechtl die Randlage des Ortes.

Bureau B

Seine Jugend auf dem Land hat neben der Cselley Mühle auch das kurz vor der Pandemie geschlossene Bergwerk in Neusiedl am See geprägt. Petra Gesperger war bis 2015 für das Booking in Neusiedl zuständig. "Unser Prinzip war es, vor allem junge Bands zu unterstützen", meint sie. Heute ist sie bei Barracuda Music tätig und hat dort mit weit größeren Produktionen zu tun. Die Firma veranstaltet unter anderem das Nova-Rock-Festival in Nickelsdorf und hat ihre Ursprünge auf dem Festivalgelände Wiesen, das neben vielen Impulsgebern im Lauf der Zeit – OHO, F&M, Alm, Kamakura und das Picture-On-Festival – ein wichtiger Ort für die Szene war.

"Aus der Wiesen-Runde der 90er-Jahre entstamme nicht nur ich selbst, sondern mit Barracuda auch die größte Veranstaltungsfirma in Österreich", erläutert der Musikmanager Hannes Tschürtz. Mit seiner Agentur Ink Music begleitet er die Band Garish seit Anfangstagen und mischte auch bei Bilderbuch und Ja, Panik mit. Seine Acts schickt er immer wieder zum Schreiben in die burgenländische Idylle: "Hier kann man abschalten und andere Einflüsse wirken lassen." Damit das Burgenland weiterhin tonangebend bleibt. (Astrid Exner, 6.7.2021)