Marko Arnautović muss ein Spiel pausieren.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Abflug Richtung Amsterdam – da war die Entscheidung noch nicht bekannt.

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Da geht er dahin.

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Wien – Marko Arnautović fehlt dem österreichischen Nationalteam im zweiten Spiel der Fußball-EM am Donnerstag (21 Uhr / live ORF 1) gegen die Niederlande. Der 32-jährige Angreifer wurde für seinen emotionalen Ausraster nach seinem Tor im Auftaktspiel gegen Nordmazedonien für ein Spiel gesperrt. Sein Torjubel nach dem 3:1-Endstand wurde von der Disziplinarkommission der Uefa als Beleidigung eines Gegenspielers eingestuft, gab der ÖFB am Mittwochnachmittag bekannt.

Entscheidung akzeptiert

Ein Spiel Sperre ist für dieses Vergehen die Mindeststrafe, der heimische Verband wird keinen Einspruch einlegen. "Wir haben unsere Argumente vorgebracht, wir werden die Entscheidung akzeptieren", sagte ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer. Arnautović steht dem Team damit im abschließenden Gruppenspiel am Montag in Bukarest gegen die Ukraine wieder zur Verfügung.

ÖFB-Präsident Leo Windtner glaubt an eine Jetzt-erst-recht-Reaktion des Nationalteams. Von einer Berufung sah der ÖFB während der EM ab. "Es ist aber schwer zu verstehen, dass der eigentliche Provokateur Alioski komplett ungeschoren davonkommt und nur unser Spieler gesperrt worden ist", sagte Windtner.

Arnautović hatte am Sonntag nach seinem Treffer in der 89. Minute eine Schimpftirade samt Handgeste in Richtung des Nordmazedoniers Ezgjan Alioski losgelassen. Nach Spielende entschuldigte sich der China-Legionär bei seinem Kontrahenten – auf dem Platz und später auch in der nordmazedonischen Kabine. Auch in den sozialen Netzwerken gab sich Arnautović am Tag danach bereits reumütig.

"Ich habe mein Fehlverhalten beim Torjubel aus eigener Initiative, noch bevor ein Verfahren eingeleitet wurde, öffentlich eingestanden und mich dafür entschuldigt", sagte Arnautović nach der Urteilsverkündung in einer ÖFB-Stellungnahme. "Es hat bedauerliche Äußerungen von beiden Seiten gegeben, aber auch Provokationen sind keine Rechtfertigung für mein Verhalten."

Aussprache direkt nach dem Spiel

Direkt nach dem Spiel habe es eine Aussprache und eine gegenseitige Entschuldigung gegeben. "Ich bin mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen aufgewachsen und stehe ganz klar für Vielfalt. Das weiß jeder, der mich kennt. Es ist mir persönlich sehr wichtig, das zu betonen", erklärte Arnautović.

Infolge des Falles stellte Arnautović seinem eigenen Integrationsprojekt, bei dem er als Schirmherr auftritt, laut eigenen Angaben weitere 25.000 Euro zur Verfügung. "Damit mein schlechtes Verhalten auch eine gute Konsequenz für mehr Zusammenhalt hat", argumentierte der Wiener mit serbischen Wurzeln.

Seine Geste und seine Worte in Richtung Alioski, der der albanischen Minderheit Nordmazedoniens angehört, wurden Arnautović von den Uefa-Richtern aus der Schweiz, Portugal, Deutschland und Tschechien nicht als Rassismus ausgelegt. Für diesen Tatbestand liegt die Mindeststrafe bei einer Sperre von zehn Spielen – die EM wäre für Arnautović damit vorbei gewesen.

Alaba nimmt Teamkollegen in Schutz

David Alaba reagierte auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend auf die Sperre: "Egal was passiert, wir stehen das durch", schilderte der künftige Real-Madrid-Profi das Motto. "Das zeigt auch den Charakter und den Geist, den wir innerhalb der Mannschaft haben. Die Stimmung ist weiterhin gut."

Alaba war in Bukarest als einer der ersten ÖFB-Teamkollegen bei Arnautović. "Ich habe nicht mitbekommen, dass da ein Wortgefecht war", sagte er. Er hätte zwar nach dem Tor bei Arnautović "irgendwo seine aggressive Art und Weise gesehen. Aber ich habe das einfach so angenommen und mit ihm gejubelt." Arnautović wisse selbst, dass er sich "aus der Emotion heraus ein bisschen provozieren hat lassen". Alaba nahm seinen Kollegen allerdings auch in Schutz: "Er hat sich davor einiges anhören müssen, was ein bisschen tiefer war als das, was er gesagt hat."

Gegen Ukraine wieder dabei

Nach dem Urteil kann Teamchef Franco Foda nächste Woche bereits wieder auf seinen Starangreifer Arnautović zurückgreifen, den er als Folge einer Muskelverletzung im Vorfeld gegen Nordmazedonien erst eine halbe Stunde vor Schluss eingewechselt hatte. "Im abschließenden Gruppenspiel gegen die Ukraine wird Marko wieder zeigen, wie wichtig er für unsere Mannschaft ist", versicherte Foda.

Er habe Arnautović als "herzensguten Menschen" kennengelernt, betonte Foda in einer ÖFB-Aussendung. "Er hat sein Fehlverhalten eingestanden und sich öffentlich entschuldigt. Die betroffenen Spieler haben sich ausgesprochen und die Hand gereicht. Unser voller Fokus gilt dem Spiel gegen die Niederlande."

Die Niederländer nahmen das Urteil aus Rom, wo die Uefa-Disziplinarkommission während der Gruppenphase tagt, nicht unglücklich auf. "Es ist schade für Österreich, er ist ein sehr guter Spieler", sagte Teamchef Frank de Boer. Er kenne Arnautović gut. "Österreich wird ihn vermissen. Für uns ist das natürlich ein Vorteil, klar."

Gegen Nordmazedonien sei Arnautović eingewechselt worden und hätte "auf dem Platz sofort den Unterschied gemacht", meinte de Boer. Diese Gefahr droht den Oranjes nun nicht. Arnautović reiste am Mittwoch zwar mit dem Team nach Amsterdam. Auf dem Weg ins Hotel kam am Mittwoch aber die Nachricht, dass er nach seiner Entgleisung beim Spiel zuschauen muss. (APA, red, 16.6.2021)