Am Mittwoch traf sich die Jury im Klagenfurter ORF-Studio.

Foto: APA/PETER LINDNER

Klagenfurt – Die Corona-Pandemie hat auch heuer noch Auswirkungen auf die Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt: Auch bei der 45. Ausgabe werden die Beiträge der Autoren wie im Vorjahr per Video eingespielt und das Publikum kann die Lesungen nur online verfolgen. Aber immerhin – die Jury wird wieder gemeinsam im Studio sitzen. Am Mittwochvormittag traf sich das siebenköpfige Team zum ersten Lokalaugenschein im ORF-Theater.

"Die Stimmung in der Jury ist fantastisch", erklärte Jury-Vorsitzende Insa Wilke im Gespräch, nachdem sie an ihrem "Vorsitz" Platz genommen hatte. Sie freut sich auf die Diskussionen mit ihren Kollegen, bei denen es trotz der guten Stimmung aber nicht heißen muss, dass immer alle einer Meinung sind: "Dass man heftig diskutiert, geht sogar besser, wenn man weiß, dass hinter den Kulissen alles passt." Dass kein Publikum dabei ist, sei natürlich ein Wermutstropfen – ebenso, wie dass die Jury vom Leben in der Stadt wohl wenig mitbekommen wird. Die Jury wird nämlich pandemiebedingt abgeschirmt.

Auf Sicherheit wird größter Wert gelegt, erklärte ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard. Im Studio dürften neben der Jury und Moderator Christian Ankowitsch nämlich nur die Mitarbeiter anwesend sein, die direkt an der Produktion beteiligt sind. Sie alle werden täglich getestet. Besonders gespannt sei sie schon auf den Beitrag der Kärntnerin Verena Gotthardt, erklärte Bernhard: "Aber eigentlich hätten sich alle, die beim Bachmann-Preis lesen, einen Preis verdient. Es sind alles tolle Autoren mit jungen Texten."

"Das Publikum gehört einfach dazu"

Die aber – wie gesagt – nicht in Klagenfurt lesen können und deshalb zur Jurydiskussion live per Video zugeschaltet werden. Moderator Ankowitsch warnte deshalb vor kleinen Übertragungsverzögerungen, die zwangsläufig auftreten würden. Dem Redefluss im Studio sind in diesem Jahr aber keine digitalen Grenzen gesetzt. Hier fangen mehrere Kameras die Juroren ein, die die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Punkt und Beistrich unter die Lupe nehmen werden. Deren vorab aufgezeichneten Filme werden auf mehreren Monitoren ins Studio übertragen. "Es wird auch mit der Bildteilung gespielt", erklärte Klaus Wachschütz, der technische Leiter des ORF Kärnten.

Dass zumindest die Jury vor Ort ist, ist für Jury-Veteran Klaus Kastberger schon ein Schritt in die richtige Richtung. Aber: "Das Publikum gehört einfach dazu." Beim Bachmann-Wettbewerb 2020, der völlig digital ausgetragen wurde, sei ihm aufgefallen, dass jedenfalls die Jury-Diskussionen konzentrierter ausgefallen seien. Wenn auch die Corona-Pandemie diese Veränderung gebracht hat – bis sie Auswirkungen auf den Literaturbetrieb allgemein und die Bachmann-Beiträge speziell haben wird, werde es noch ein bis zwei Jahre dauern, glaubt er: "Dazu muss die Pandemie ja auch erst einmal vorbei sein." (APA, 16.6.2021)