20 Milliarden Euro hat die Europäische Union mit der Ausgabe der ersten Eurobonds eingenommen. Weitere Bonds sollen folgen.

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Im Zuge der Corona-Pandemie haben sich die Euroländer darauf geeinigt, erstmals gemeinsam Schulden aufzunehmen. Dafür werden Eurobonds – also europäische Staatsanleihen – ausgegeben. Für diese Schulden wird gemeinschaftlich gehaftet.

Die erste Auktion dieser gemeinsamen Euro-Anleihen hat nun stattgefunden. Dabei wurden 20 Milliarden Euro eingenommen. Die Emission war siebenfach überzeichnet, wie die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag mitteilte. Das bedeutet, dass Papiere im Volumen von rund 140 Milliarden Euro Abnehmer gefunden hätten. Den begleitenden Banken zufolge lag die Rendite der Bonds bei 0,086 Prozent.

Zehn Jahr Laufzeit

Der Verkauf der Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren, für die alle EU-Staaten eben gemeinsam geradestehen, ist der erste Schritt zur Finanzierung des Wiederaufbaufonds, mit dessen Hilfe die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abgefedert werden sollen. Bis zum Jahresende will die EU weitere 80 Milliarden Euro aufnehmen. Mit dem Programm steige die Staatengemeinschaft zum größten supranationalen Anleiheemittenten auf, schrieben die Analysten der Bank JPMorgan. Für Investoren böten sie eine Alternative zu anderen, ebenfalls als sicher geltenden Bonds, sagte Portfoliomanager Nick Sanders vom Vermögensverwalter Alliance Bernstein.

Dass über Eurobonds gemeinsam Geld aufgenommen werden kann, hat die EU lange gespalten. Zum ersten Mal hat man über diese Möglichkeit im Zuge der Finanzkrise nachgedacht. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden die Bonds dann auf den Weg gebracht. Einigkeit war aber auch dieses Mal nicht leicht herzustellen. Vorangegangen war den Bonds ein Streit Nord- gegen Südeuropa. Die Gefahr, dass die ohnehin deutlich angeschlageneren Südstaaten durch die Corona-Krise beim Thema Verschuldung vollends aus dem Ruder laufen, sollte gebannt werden. Dass der "starke" Norden Schulden für den "schwachen" Süden mitfinanziert, sollte verhindert werden.

Keine leichte Einigung

Die Verhandlungen waren dementsprechend emotional aufgeladen. Österreich, Niederlande, Schweden und Dänemark stellen sich gegen den Plan von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, weil sie verhindern wollten, dass schwache Länder bezuschusst werden. Eine Lösung könne es nur über Kredite geben, hieß es.

Das nun via Eurobonds eingenommene Geld ist Teil des EU-Wiederaufbaufonds. Das Geld wird an Regionen und Bereiche, die besonders durch die Wirtschaftskrise seit 2020 geschädigt wurden, in Form von Krediten und nicht zurückzahlbaren Zuschüssen ausgezahlt. Die Tilgung erfolgt langfristig über den EU-Haushalt. (Reuters, bpf, 16.6.2021)