Damit der nötige Lichtschutzfaktor auch erreicht wird, sollte der Sonnenschutz mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Es gilt: mindestens drei Esslöffel. Wer badet, Sport treibt und schwitzt, sollte regelmäßig nachschmieren.

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UV-Strahlen setzen der Haut zu – egal ob durch ausgedehnte Sonnenbäder oder häufige Solariumbesuche. Denn eines ist sicher: Die Haut vergisst nicht. Und sie ist nachtragend. Sonnenbrände im Jugendalter erhöhen das Risiko, Jahre später an einem Melanom zu erkranken. Aber auch das häufige Sonnenbaden im Erwachsenenalter erhöht das Krebsrisiko erheblich.

Dennoch gilt eine "gesunde Bräune" im Sommer immer noch als Schönheitsideal. Dabei verdoppelt sich alle zehn bis 15 Jahre die Zahl der an Hautkrebs Erkrankten, sagen Experten. In Österreich sind es jährlich rund 30.000 Menschen. Doch was sind UV-Strahlen? Und warum sollte man sich, so gut es geht, vor ihr schützen?

Dosis macht das Gift

Ultraviolette Strahlung bezeichnet die Strahlung des Sonnenlichts, die grundsätzlich auch für viele Körperfunktionen wichtig ist. Es gibt drei Arten: UVA, UVB und UVC. Bei der UVA-Strahlung handelt es sich um den langwelligen Teil der Strahlung, der besonders tief in die Haut – die sogenannte Dermis – eindringt. Das führt zu vorzeitiger Hautalterung, die sich durch Faltenbildung und Pigmentflecken zeigt.

Sehr häufig sind UVA-Strahlen auch Auslöser von Unverträglichkeitsreaktionen der Haut – beispielsweise Sonnenallergien. Bei einem Zuviel können UVA-Strahlen aber auch zur Entstehung von bösartigen Veränderungen der Hautzellen beitragen und damit letztendlich zu Hautkrebs.

Dabei macht es übrigens keinen Unterschied, ob sie von der Sonne oder einer künstlichen Lichtquelle – wie beispielsweise einem Solarium – kommen, erklärt die Österreichische Krebshilfe-Krebsgesellschaft im Zuge ihrer Initiative Sonne ohne Reue.

Vom Pigmentfleck bis zum Krebs

Während UVC-Strahlen kurzwellig sind, von der Ozonschicht abgefangen werden und somit keine Gefahr darstellen, durchdringen die kurzwelligen UVB-Strahlen die oberste Schicht der Haut. Dort regen sie dann die pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) zur vermehrten Melanin-Bildung an, und Melanin schützt die Haut vor den eindringenden Sonnenstrahlen, erklären Experten. Das macht braun, verursacht aber auch Sonnenbrand und schädigt die Erbsubstanz (DNS) der Haut.

Neben dem Sonnenbrand, der ein direkter Schaden durch UVB-Strahlen ist, können auch UVA-Strahlen längerfristig die Haut schädigen. 90 bis 95 Prozent der UV-Strahlen, die auf die Erde treffen, sind UVA-Strahlen. Zwar brauchen wir das Sonnenlicht für wichtige Körperfunktionen sowie die Produktion lebenswichtiger Hormone. Andererseits macht die Dosis hier das Gift.

Heute weiß man, dass lichtbedingte Hautalterung mit dem typischen Faltenbild, Schlaffheit und Pigmentstörungen durch die Einwirkung jahrelanger UVA-Strahlen entsteht. Immer noch ist den meisten Menschen aber nicht bewusst, dass sie sich nicht nur am Strand oder im Freibad massiver Strahlung aussetzen, da diese nicht nur bei wolkenlosem Himmel tief in die Hautschicht eindringt.

Begrenzter Eigenschutz

Schäden im Erbgut werden als Mutationen bezeichnet. Viele davon werden zwar wieder repariert, unser Freizeitverhalten überfordert das DNA-Reparatursystem allerdings zunehmend, und so droht mit der Zeit Hautkrebs. Umso wichtiger ist es deshalb, sich ausreichend zu schützen. Sonnenschutzprodukten mit hohem Lichtschutzfaktor kommt daher auch eine immer größere Bedeutung zu.

Ohne zusätzlichen Sonnenschutz hat unsere Haut nämlich nur eine begrenzte Eigenschutzzeit. Diese ist abhängig vom Hauttyp – sehr hell, hell, hellbraun oder dunkelbraun. Pflegeprodukte verlängern diese Eigenschutzzeit. Wobei der Lichtschutzfaktor (LSF) darüber Auskunft gibt, um wie viel sich der persönliche Eigenschutz verlängert. Helle Hauttypen sollten einen höheren LSF verwenden. Immer gilt: Bei der Menge nie sparen.

Insbesondere weil auch der Sonnenschutz nur begrenzt wirkt: Üblicherweise wehrt er UVB-Strahlen zu 100 Prozent ab, UVA-Strahlen hingegen nicht zur Gänze. Der beste Sonnenschutz ist entsprechend immer noch ein mechanischer – beispielsweise ein Sonnenhut – oder: "Ein vernünftiger Umgang mit der Sonne", erklärt der Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda. Das gelingt am einfachsten, indem man die Aufenthalte in der Sonne reduziert.

Muttermalkontrolle

Vor allem Muttermale sind gefährlich, hier kann sich schwarzer Hautkrebs entwickeln. Zur Früherkennung ist die Selbstbeobachtung entscheidend. Um Veränderungen an Muttermalen rasch zu erkennen, ist die ABCD-Regel hilfreich: Wenn ein Muttermal besonders asymetrisch ist, die Begrenzung zackig ausfranst und die Farbe (Colour) nicht in einem einheitlichen Braun gefärbt ist, gilt: zur Kontrolle gehen. Das gilt auch für D, den Durchmesser, wenn er sich innerhalb kurzer Zeit vergrößert.

Ist ein Muttermal größer als ein Zentimeter im Durchmesser, gehört dieses ebenfalls fachgerecht untersucht. Wichtig: Selbst wenn alle Kriterien zutreffen, ist das noch kein Grund zur Sorge. Es bedeutet lediglich, dass es sich um Muttermale handelt, die vom Facharzt begutachtet werden sollten.

Der Dermatologe untersucht Auffälligkeiten zum einen makroskopisch – mit den Augen. Zusätzlich setzt er die Auflichtmikroskopie ein. Das ist ein Gerät mit polarisiertem Licht, das es ermöglicht, in die Haut hineinzusehen. Bei der digitalen Auflichtmikroskopie, der feinsten Form, kann das Bild zusätzlich gespeichert werden, um weitere Entwicklungen – auch längerfristig – beobachten zu können.

Veränderungen früh erkennen

Liegen bereits auffällige Hautveränderungen vor, muss ein Arzt feststellen, ob sie harmlos oder bedenklich sind. Eine besonders auffällige Form von Hautkrebs ist das maligne Melanom, der sogenannte schwarze Hautkrebs. Er neigt dazu, schon in einer frühen Phase Metastasen zu bilden. Eine schnelle Diagnose ist deshalb besonders wichtig: Je früher der Hautkrebs erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln.

Sonnenschutz ist aber nicht nur in jungen Jahren wichtig. Es gibt auch den weißen Hautkrebs, der häufig im Alter auftritt, da er Folge der kumulativen Sonneneinwirkung ist. So kommt der weiße Hautkrebs bei 80-Jährigen viermal häufiger vor als bei 40-Jährigen. Da die Bevölkerung immer älter wird, steigt die Anzahl der Fälle automatisch an.

Oben ohne?

Die ansteigende UV-Belastung ist übrigens auch für die Augen eine unterschätzte Gefahr. "Die meisten Menschen cremen sich ganz selbstverständlich die Haut ein – an ihre Augen denken sie dagegen weniger", sagt Markus Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker. "Dabei kann bereits ein Tag in der strahlenden Sonne für ungeschützte Augen schlimme Folgen haben", betont er.

Besonders groß ist die Belastung in den Bergen sowie dort, wo die Sonnenstrahlen stark widerspiegeln: also etwa am Wasser, das circa 20 bis 30 Prozent der Strahlung reflektiert. Aber auch am Strand (15 Prozent). Die vorderste UV-Schutzschicht der Augen ist die Hornhaut. Bekommt sie zu viel Sonne ab, kann sie, wie die normale Haut, einen Sonnenbrand erleiden. Mehrere Stunden danach beginnen etwa die Augen zu brennen und zu tränen und man sieht eventuell unscharf.

Schlimmer dagegen sind die Langzeitfolgen. Denn auch die Augenlinse leidet unter einem Übermaß an UV-Strahlen. So kann beispielsweise eine Linsentrübung auftreten – in der Folge droht Grauer Star. Die Netzhaut im hinteren Teil der Augen kann ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Wird sie beschädigt, kann das zur Erblindung – der Fachausdruck lautet Makuladegeneration – führen.

Besonders gefährdet sind Menschen mit hellen Augen, da die Strahlen leichter als bei dunklen durch die Iris bis zur Netzhaut nach hinten dringen können.

Auf die Kleinen achten!

Worauf leider viel zu oft vergessen wird, sind die Augen der Kleinen. Sie sind besonders gefährdet. Denn bei Kindern unter zehn Jahren beträgt die UVB-Durchlässigkeit der Augenlinse 75 Prozent. Ab 25 Jahren sind es nur mehr zehn Prozent. "Dennoch trägt die Mehrheit der Kinder keine Sonnenbrillen. Kein Wunder, dass 23 Prozent der lebenslangen UV-Belastung bis zum 18. Lebensjahr das Auge erreicht", warnt Gschweidl. (Julia Palmai, 22.6.2021)