Weist seiner Partei den Weg nach rechts: Herbert Kickl.

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Linz – Dass ein Parteichef der FPÖ seine Partei nach links führen würde, das hat schon früher kaum jemand erwartet – zwei Prozent hätten dieser Erwartung seinerzeit bei Heinz-Christian Strache voll und ganz zugestimmt, drei Prozent hatten das von Norbert Hofer erwartet, als dieser die Partei in die Wahl von 2019 geführt hat. Und zwei Prozent sind es auch bei Herbert Kickl in der aktuellen Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD. Umgekehrt sagen 74 Prozent, dass Kickl die FPÖ sicher nicht auf Linkskurs bringen würde, bei Strache waren es in der Vergleichsumfrage im Februar 2019 nur 54 Prozent, ein halbes Jahr später sahen nur 43 Prozent Hofer als Garanten gegen links.

DER STANDARD lässt jeweils eine Reihe von Aussagen über Spitzenpolitiker als völlig zutreffend, überwiegend zutreffend, überwiegend unrichtig oder stimmt sicher nicht bewerten – das ermöglicht einen Vergleich der Spitzenkandidaten vor Wahlen oder eben auch einen Vergleich mit früheren Werten wie vor dem anstehenden Parteitag.

Rechte Ausrichtung ...

Und dieser Vergleich zeigt, dass am neuen Parteichef Herbert Kickl vor allem sein Rechtskurs wahrgenommen wird. Die Erwartung, Kickl werde die FPÖ nach rechts führen, bekommt im Schnitt die Note 1,79 auf der vierteiligen Skala. Das ist ein markanter Unterschied zu Hofer, dessen Wert in diesem Punkt bei 2,36 gelegen ist. Genau die Hälfte der Befragten gibt dieser Erwartung volle Zustimmung – bei Strache waren es nur halb so viele und bei Hofer gar nur 18 Prozent, die da voll zugestimmt haben.

Deutlich stärker als bei seinen Vorgängern ist auch die Einschätzung ausgeprägt, dass Kickl eine kantigere Politik machen werde.

In anderen Punkten ist das Bild nicht so klar – das beginnt schon damit, dass deutlich weniger stark angenommen wird, dass Kickl wirklich zur Wählerschaft der FPÖ passe (das war vor knapp eineinhalb Jahren die Domäne Straches). Auch haben die Umstände der Ablöse Hofers und die folgenden Diskussionen erhebliche Zweifel gesät, dass die FPÖ wirklich geschlossen hinter Kickl stehe. Das war bei Strache und in der Anfangsphase von Hofer anders.

... aber wenige Inhalte

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer verweist darauf, dass Kickl noch keine Gelegenheit hatte, programmatische oder inhaltliche Ansagen zu machen – ihm wird aber (Skalenwert 3,38) weniger als seinen Vorgängern zugetraut, gute Ideen für die Zukunft Österreichs zu haben. Auch der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Wilhelm Brauneder hat kürzlich in einem Kommentar im STANDARD ebendieses inhaltliche Defizit seiner Partei bedauert.

Und auch die Überlegung, Kickl könne bei der nächsten Wahl die Kanzlerposition für die FPÖ gewinnen, wird mit großer Mehrheit abgelehnt. (Conrad Seidl, 18.6.2021)