Selten ist der alte Wiener Ausdruck "Pappn halten" so wunderbar ins Bild übersetzt worden. David Alaba packt den Unterkiefer des enragierten Teamkollegen Marko Arnautović, um ihn daran zu hindern, weiter Unmutsäußerungen mit nationalistischem und sexistischem Hintergrund abzugeben.

David Alaba packt Marko Arnautović, um ihn daran zu hindern, weiter Unmutsäußerungen mit nationalistischem und sexistischem Hintergrund abzugeben.
Foto: imago images/Sven Simon

Alaba, der nigerianisch-philippinische Österreicher, wirkt handfest beruhigend auf Arnautović, den serbisch-österreichischen Österreicher, ein. Der eine lässt seine inneren Dämonen heraus, der andere versucht, ihn zur Vernunft zu bringen.

Wie oft würden wir einen Freund und/oder Kollegen brauchen, der uns von allerhand Blödsinn abhält! Das Gegenteil ist, vor allem in der Politik, meist der Fall. Bei manchen sieht man praktisch den Spin-Meister, Medienberater und Kampftrainer im Hintergrund, der die Direktive gibt: draufhauen! Manche sind ja Selbstmotivatoren wie Herbert Kickl, aber wer sagt z. B. Karoline Edtstadler, sie möge in ihrer Cruella-De-Vil-Nummer aus 101 Dalmatiner noch eins drauflegen?

Polemik muss sein. Zugespitzt ist schon okay. Aber der Abschaltreflex wird doch bei manchen Bürgern stärker, wenn sie mit erkennbar überzogenen Tiraden überfordert werden. "Pappn halten!" ist ein bisserl rüde formuliert, aber im Endeffekt ein guter und gutgemeinter Rat. Die Betriebstemperatur unserer politischen Debatte nähert sich ohnehin bedenklich dem roten Bereich. (Hans Rauscher, 16.6.2021)