Der ÖSV mauserte sich unter Schröcksnadel zum erfolgreichsten Skiverband der Welt.

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Mit Schröcksnadel tritt auch Vize Walchhofer ab.

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Das große Hymnensingen und Kränzeflechten ist angesagt. Peter Schröcksnadel tritt nach 31 Jahren an der Spitze des Skiverbands (ÖSV) ab. Bei der ÖSV-Länderkonferenz am Samstag in Villach übergibt der bald 80-jährige Tiroler an den Steirer Karl Schmidhofer (59), der aus dem turbulenten Nachfolgestreit zwischen Michael Walchhofer und Renate Götschl als lachender Dritter hervorging.

Schröcksnadel hätte Götschl favorisiert, diese letzte Niederlage ficht ihn, sagt er, nicht mehr an. Lieber blickt auch er auf zahlreiche Erfolge zurück, die in seine Ära fielen. Da reden wir von, wie die Austria Presse Agentur (APA) berechnete, 1.288 Weltcupsiegen sowie 114 Olympia- und 295 WM-Medaillen. Unter Schröcksnadel gewann Österreich nicht weniger als 29-mal en suite den Nationencup, ausgerechnet zuletzt hatte zweimal die Schweiz die Nase vorne. Doch bei 24 Gesamtweltcupsiegen in 31 Schröcksnadel-Jahren macht Österreich niemand etwas vor. Keine Frage, der ÖSV mauserte sich unter Schröcksnadel zum erfolgreichsten Skiverband der Welt, zum erfolgreichsten heimischen Sportverband sowieso.

Erfolg und Kritik

Insgesamt 19 Großveranstaltungen wurden ab 1990 unter dem Innsbrucker durchgeführt, darunter die alpinen Weltmeisterschaften in Saalbach (1991), das 2025 wieder zum Zug kommen wird, St. Anton (2001) und Schladming (2013). Dass der ÖSV über seine Tochtergesellschaften fürs Veranstalten und Vermarkten selbst zuständig war und ist, hat klar zum wirtschaftlichen Erfolg des Verbands beigetragen, der schon in Jahren ohne Großevent ein Jahresbudget von gut 40 Millionen Euro verwaltet. Freilich traten selten, aber doch auch Kritiker auf den Plan. Einer war der Rechnungshof, der nach der WM in Schladming zahlreiche Mängel in der Organisation, fehlende Transparenz sowie fehlende Kontrolle monierte und die Zweckmäßigkeit einzelner Investitionen bezweifelte.

In Summe sind laut Rechnungshof 415,78 Millionen Euro nach Schladming geflossen, 250 Millionen direkt aus der öffentlichen Hand, davon 150 Millionen vom Land. Schröcksnadel reagierte erbost auf die Kritik, sagte gar: "Der Rechnungshof ist nicht klagbar, er ist außerhalb der Haftung, sonst würden wir ihn klagen."

Manche Entwicklungen nimmt der Sport vorweg, hier zeigt sich im Kleinen, wohin im Großen der Hase läuft. Es hat sich jedenfalls immer wieder gelohnt, bei Schröcksnadel hinzuschauen und hinzuhören. Immer einen flotten, oft einen unterhaltsamen Spruch auf den Lippen, hat sich der ÖSV-Präsident im Lauf der Jahre manchmal auch im Ton vergriffen, nicht nur im Umgang mit dem Rechnungshof.

Country und Pantscherl

Österreich als "too small country to make good doping" ist legendär und steht für den zumindest phasenweise sehr legeren Umgang des ÖSV mit der Dopingproblematik. Als sich der Skiverband nach dem STANDARD-Sportmonolog Nicola Werdeniggs mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert sah, die bis in die Gegenwart reichten, wollte Schröcksnadel zunächst "Pantscherl nicht ausschließen". Später kam es zu Verurteilungen und zur Entlassung eines ÖSV-Cheftrainers.

114 Olympia- und 295 WM-Medaillen sind in die Ära von Peter Schröcksnadel gefallen, der nach 31 Jahren am Samstag seine Mütze nimmt. Karl Schmidhofer (li.), der ihm nachfolgt, wollte die Landesverbände einen. Das könnte schwieriger werden als gedacht.
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Schröcksnadel-Nachfolger Karl Schmidhofer, der demnächst sein ÖVP-Nationalratsmandat zurücklegen wird, ist stets darauf bedacht, die richtigen Worte zu finden. Als sich nach langen Streitereien der Wahlausschuss auf ihn als einzigen Kandidaten festgelegt hatte, kündigte er an, die Landesverbände einen zu wollen. Doch schon bei der Bestellung "seines" Präsidiums, die auf Vorschlag der Landesverbände erfolgt, hat ihn die sogenannte "Westachse" anlaufen lassen.

Männer und Frauen

Tirol und Vorarlberg, denen quasi drei Funktionen zustehen, schicken drei Männer ins Präsidium. Aus Tirol kommen dem Vernehmen nach Alfons Schranz, der schon bisher Vizepräsident war, und der Sparkassen-Chef Hermann Nagiller. Der Vorarlberger Patrick Ortlieb soll Kassier werden.

Also muss Schmidhofer Abstriche machen. Sein Plan, drei Frauen ins insgesamt siebenköpfige Präsidium zu holen, ist vorerst gescheitert. Immerhin dürfte sich zu Roswitha Stadlober eine zweite gesellen, Claudia Strobl aus Kärnten. Neben Stadlober soll auch der Oberösterreicher Kurt Steinkogler seine Funktion als Vizepräsident behalten. Walchhofer, der seit 2013 Vize war, zieht sich hingegen zurück, wie die Salzburger Nachrichten berichteten. Schmidhofer habe ihn "nicht umstimmen können". (Fritz Neumann, 18.6.2021)