Die Plakate an der Kirchenwand mit einem küssenden Pfarrer ...

Foto: mue

... und einer schwangeren Pfarrerin sollen Passanten zum Nachdenken anregen.

Foto: mue

Graz – "Es soll durchaus ein Statement sein. So sind wir in der evangelischen Kirche, und das wollen wir auch zeigen", sagt Pfarrer Matthias Weigold. Es wird kaum zu übersehen sein, was Weigold und seine Pfarrgemeinde der Heilandskirche demonstrieren wollen.

Auf überdimensionalen Plakatfahnen sind bis in den Herbst "Stationen der Liebe" zu sehen, darunter ein küssender Pfarrer und eine schwangere Pfarrerin. "Wir wollen einfach zeigen, dass das für uns selbstverständlich und normal ist. Es ist unser Alltag, dass wir auch Pfarrerinnen haben, die schwanger werden und Familien gründen. So wie wir auch homosexuelle Paare segnen und sie bei uns in der Kirche willkommen heißen", sagt Weigold, Vater von fünf Kindern.

"Wofür wir stehen"

Ungewöhnlich sei das natürlich nur in einem römisch-katholischen Umfeld, wo dies eben nicht der Fall sei. Die Idee, mit leicht provokanten Bildern auf sich aufmerksam zu machen, noch dazu an einem außergewöhnlich belebten Ort wie dem Kaiser-Josef-Platz, sei eigentlich aus der Not geboren. Die Heilandskirche – mit 6.000 Mitgliedern übrigens die größte evangelische Pfarrgemeinde Österreichs – muss dringend renoviert werden. Das großflächige Gerüst an der Seite zur Grazer Oper bot nun die Gelegenheit, "etwas sichtbar zu machen, wofür wir stehen".

Es gibt da noch eine zweite Sache, die Weigold momentan beschäftigt. Der angrenzende Kaiser-Josef-Platz hat sich in den letzten Monaten zu einer Partymeile entwickelt. "Wir wohnen ja direkt beim Platz, und die Boxen wummern bis spät nach Mitternacht. Da ist nichts mit Schlafen. Wir müssen eine Lösung finden – aber ohne Verbote." (Walter Müller, 17.6.2021)