Das Gebäude der US-Notenbank in Washington, DC.

Foto: AFP/ Olivier DOULIERY

Washington – Die US-Notenbank Fed hält trotz der abflauenden Corona-Pandemie und rasant steigender Inflation am Niedrigzins fest. Sie beließ ihn auf ihrer Sitzung am Mittwoch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Allerdings signalisierten die Währungshüter erstmals seit Beginn der Krise, dass es 2023 eine Erhöhung geben könnte, um ein Jahr früher als bisher angepeilt. Die Kapitalmärkte reagierten entsprechend: US-Dollar und Zinsen legten zu, der Aktienmarkt rutschte weiter ins Minus.

Konkret könnten die Leitzinsen im übernächsten Jahr zweimal um insgesamt einen halben Prozentpunkt steigen, heißt es in der neuen Prognose. Bisher hatte die Fed eine unveränderte Geldpolitik mit Leitzinsen nahe der Nulllinie vor. Angehoben wurden auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum (7,0 statt 6,5 Prozent) und die Inflation.

Ihre Geldspritzen in Höhe von monatlich 120 Mrd. Dollar (98,5 Mrd. Euro) wollen sie beibehalten, bis erhebliche Fortschritte bei Preisstabilität und Beschäftigung erreicht sind. Fed-Chef Jerome Powell räumte aber in der Pressekonferenz nach der Zinssitzung ein, dass die Notenbank über ein Zurückschrauben der regelmäßigen Geldspritzen zur Stützung der Wirtschaft nachdenke. Man habe darüber gesprochen, dass man über die Thematik sprechen wolle, sagte Powell sinngemäß.

Impfkampagne bremste Pandemie

Die fortschreitende Impfkampagne habe die Ausbreitung der Corona-Pandemie gebremst, hieß es in der Mitteilung der Fed zum Zinsentscheid. Deshalb und aufgrund der erheblichen Unterstützung der Politik habe sich die wirtschaftliche Lage gebessert und die Beschäftigung erhöht. Trotz des bereits kräftigen Aufschwungs nach der Krise ist die Fed noch längst nicht am Ziel: So blieb die Aufholjagd am Jobmarkt nach den massiven Stellenverlusten vom vorigen Frühjahr zuletzt hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück.

Und die Verbraucherpreise (CPI) stiegen zuletzt weit stärker als von der Fed gewünscht: Sie kletterten um 5,0 Prozent und damit so stark wie seit rund 13 Jahren nicht mehr.. Die Notenbank sieht den Preisanstieg als vorübergehendes Phänomen: In ihrer Prognose gehen die Währungshüter davon aus, dass die Inflationskennziffer für die persönlichen Verbraucherausgaben (PCE) 2022 in der von der Fed besonders beachteten Kernrate auf 2,1 Prozent zurückgehen wird – nach 3,0 Prozent im laufenden Jahr. Zugleich erwarten sie, dass auf die Krise ein kräftiger Boom folgt: Für 2021 veranschlagen sie ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 7,0 Prozent. 2022 sollen immerhin 3,3 Prozent herausspringen.

Auch wenn die Fed den Leitzins nicht antastete, justierte sie beim Schlüsselsatz für die bei ihr deponierten Überschussreserven der Banken nach: Der im Fachjargon IOER genannte Satz wurde leicht auf 0,15 von 0,1 Prozent erhöht. Die Maßnahme gilt als Versuch, den am Interbankenmarkt fälligen Preis des Geldes stärker an die Mitte der angepeilten Leitzins-Spanne anzunähern. Zuletzt lag er eher im unteren Bereich des Korridors.

(APA, Reuters, 16.6.2021)