Die Regierung lockert.

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Symbolbild mit Vorschaucharakter: Party!

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Wien – "Alles, was Spaß macht, am Abend und in der Nacht, kann wieder stattfinden", sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Donnerstag bei der Verkündung der nächsten Öffnungsschritte ab 1. Juli. Er bezog sich dabei auf Aktivitäten in der Öffentlichkeit: Clubs, Kultur und Gastronomie können bald also wieder weitestgehend ohne Einschränkungen aufsperren und stattfinden – nur die Drei-G-Regel bleibt. Auch die Maskenpflicht fällt fast überall. "Es ist wunderschön, dass wir endlich wieder zur Normalität zurückkehren können", sagte Kurz.

Die Lockerungen im Detail:

  • Die 24-Uhr-Sperrstunde in der Gastronomie wird abgeschafft – das ermöglicht die Öffnung von Clubs. Die Auslastung ist dort bis zum 22. Juli noch auf 75 Prozent beschränkt. Darüber hinaus muss in Lokalen gar keine Maske mehr getragen werden. Die Kundenregistrierung bleibt ebenfalls noch bis 22. Juli aufrecht.
  • Auch Großveranstaltungen "werden wieder uneingeschränkt möglich sein", erklärte Kurz. Es werde dort weder Maskenpflicht noch Beschränkungen bei der Größe des Publikums geben – nur die Drei-G-Regel gilt weiterhin, Gäste müssen also getestet, geimpft oder genesen sein. Veranstaltungen ab 100 Personen müssen gemeldet, ab 500 Personen müssen sie bewilligt werden.
  • Die Maskenpflicht wird zu großen Teilen aufgehoben. FFP2-Masken sind ab 1. Juli nur noch in Krankenhäusern und Pflegeheimen vorgeschrieben. In öffentlichen Verkehrsmitteln, im Handel und in Museen muss ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) getragen werden. Ab 22. Juli gilt die MNS-Pflicht überhaupt nur noch in Öffis und in Geschäften des täglichen Bedarfs.
  • Auch Abstandsregeln und Quadratmeter-Beschränkungen werden ab 1. Juli gänzlich aufgehoben, das gilt für alle Bereiche. Auch alle weiteren Kontaktbeschränkungen fallen, Menschen dürfen also wieder treffen, wen sie wollen.

Mückstein: Solidarisch mit der Jugend sein

Die Schritte seien vor allem für die Jugend sehr wichtig, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne): "Jetzt seids ihr dran, jetzt öffnen die Clubs endlich, jetzt kann es die Festivals geben. Jetzt liegt es an uns, mit den Jungen solidarisch zu sein."

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) erkennt in den Schritten "auch ein wirtschaftliches Aufatmen" für viele hart getroffene Betriebe und Branchen. Dass ab 1. Juli auch in Innenräumen keine Maskenpflicht mehr gilt, sei positiv für Tourismus und Gastronomie, "weil vor allem auch das Lächeln der Servicemitarbeiter durchaus Freude bereitet". Die Wiederermöglichung von Hochzeiten sei ein wichtiger Schritt, denn "es warten mehrere Tausend Hochzeitspaare auf den schönsten Tag ihres Lebens". Aber auch für Messen, Kongresse und andere Veranstaltungen wird es leichter, weil Quadratmeterregeln fallen.

DER STANDARD

Buchen in Österreich

Die Buchungslage im österreichischen Tourismus sei aktuell "hervorragend", dennoch ruft Köstinger dazu auf, diesen Sommer in Österreich zu verbringen. "Sollte es Sie doch ans Meer ziehen, bitte unbedingt bei einem österreichischen Reisebüro buchen", denn "nur dort gibt es dann entsprechend Stornomöglichkeiten und eine Reiseversicherung", sagte Köstinger. Stornomöglichkeiten und Reiseversicherungen gibt es freilich auch bei Anbietern außerhalb Österreichs.

Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) betonte, dass Popkultur, Subkulturen und Clubkulturen allesamt "essenzielle Teile unserer Kulturlandschaft in Österreich" seien. Und "ab 1. Juli können alle Veranstaltungen, egal ob Sitzplatz oder Stehplatz, ob drinnen oder draußen, wieder ohne Publikumsbegrenzungen und ohne Kapazitätsbegrenzungen stattfinden". Auch die Maskenpflicht fällt bei Indoorveranstaltungen.

Impfung wirkt auch gegen Delta-Variante

Oswald Wagner, Vizerektor der Med-Uni Wien, bekräftigte stellvertretend für die zurate gezogenen Expertinnen und Experten, dass die Öffnungsschritte "absolut vertretbar sind". Dennoch dürfe man nicht übermütig werden: "Wir müssen noch ein bisschen vorsichtig bleiben", zumal die Delta-Variante des Coronavirus auch in Österreich auf dem Vormarsch ist. "Sie wird sich auch bei uns ausbreiten." Die gute Nachricht sei aber, dass die Impfung auch gegen diese Mutation wirke.

Die Entspannung wollte sich Kurz auch auf Nachfrage nicht nehmen lassen: "Solange der Herr Vizerektor nicht anruft und sagt: Es gibt eine Mutation, bei der die Impfung nicht mehr wirkt, werden wir entspannt, aber vorsichtig sein." Der Weg zurück zur Normalität "wird so stattfinden".

Eigenverantwortung in der vierten Welle

Mit Blick auf den Herbst skizzierte Kurz eine Phase verstärkter Eigenverantwortung, auch dann, wenn der saisonale Effekt nachlässt und eine vierte Welle eintritt: Denn weil jeder, der das will, sich bis dahin impfen lassen kann, brauche es dann weniger allgemeine Einschränkungen: "Wenn sich jemand nicht impfen lässt, nimmt er ein individuelles Risiko in Kauf", sagte der Kanzler. Das sei jedem überlassen, aber "es wird nicht möglich sein, dass die Gesellschaft sich deshalb auf Dauer einschränkt". (sefe, 17.6.2021)