Ed Moschitz (links) in seiner zweiten "Schauplatz"-Reportage über Ischgl.

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Für seine beiden Reportagen aus Ischgl im ORF-Magazin "Am Schauplatz" hat Ed Moschitz am Donnerstag die erstmals vom Presseclub Concordia organisierte "Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer" bekommen. Moschitz sei "ein genauer Chronist, fragt beharrlich, analysiert die wirtschaftlichen Verflechtungen in Ischgl und zeigt, wie es zur Katastrophe kommen konnte", erklärte Jurysprecher Peter Huemer in seiner Laudatio.

Fernsehen für Ängstliche von Ängstlichen sinnlos

Für Moschitz gelte "jenes Motto, das Claus Gatterer in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt hat. Es lautet: 'Das Fernsehen verlöre seinen Sinn, wenn es von Ängstlichen für Ängstliche gemacht wird.' Und daran hat Ed Moschitz sich gehalten, und darum wird er jetzt mit diesem wundervollen Preis ausgezeichnet."

Die erste, aus zwei Teilen bestehende ("Ischgl im Jänner als Über-drüber-Brennpunkt des alpinen Tourismus und Ischgl im März als Über-drüber-Brennpunkt der Pandemie") Reportage "Ischgl im Ausnahmezustand" wurde 2. April 2020 gesendet. Eine weitere Reportage ging am 10. Dezember 2020 unter dem Titel "Das große Schweigen" auf Sendung: "Es ist ein Bericht über Ischgl in Schockstarre. Eine Reportage über einen Wintersportort ohne Wintergäste, die formal scheitert an diesem großen Schweigen, aber gerade darin liegt ihre hohe journalistische Qualität. Wir lernen ein österreichisches Dorf kennen, das die Welt kennt", so Huemer.

"Merkbare Unruhe" im ORF

"In Ischgl geht es fast immer um sehr viel Geld", erklärte Moschitz in seiner Dankesrede. Das sei vielleicht der Grund gewesen, warum es im ORF-Zentrum in Wien, während der Arbeiten an der zweiten Sendung "zu merkbaren Unruhen" gekommen sei. Es seien meist "Krisensituationen und Ausnahmezustände, die uns deutlich vor Augen führen, wie widerstandsfähig und professionell ein Medienunternehmen agiert", so Moschitz weiter. In diesem Fall habe der ORF besser funktioniert, als einige vielleicht vermuten würden: "Ich konnte meine Sendung ohne Einflussnahme fertigstellen, und mehr als eine Millionen Menschen haben die neu entstandene Reportage 'Ausnahmezustand in Ischgl' gesehen."

Auch Moschitz zitierte ein Credo von Gatterer: "Im Zweifel aufseiten der Schwachen." Es sei die Pflicht von Journalisten, "gerade bei den 'Schwachen' – um bei den Worten von Claus Gatterer zu bleiben – ganz genau hinzuhören und hinzuschauen."

Schülerpreis "Claus 2021"

Die Auszeichnung wurde im Gedenken an den Südtiroler Journalisten, Historiker, Schriftsteller und Dokumentarfilmer Claus Gatterer in dessen Heimatgemeinde Sexten vergeben. Verliehen wurde auch "Claus 2021 – 3. Schülerpreis für journalistisches Arbeiten". Die Auszeichnung ging an die 17-jährige Maria-Ramona Engl, eine Schülerin des Sprachengymnasiums in Sterzing, die sich in ihrem Film "Fast Fashion vs. Second Hand" mit dem Massenkonsum, mit den Folgen der Fast-Fashion-Industrie und dem Handel mit Second-Hand-Bekleidung in Bayern und Südtirol beschäftigt hat.

Die "Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer" wird vom Presseclub Concordia und der Michael-Gaismair-Gesellschaft Bozen verliehen, von der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol gestiftet und von der Gemeinde Sexten unterstützt. Der Schülerpreis "Claus" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgruppe Begabungsförderung im Schulverbund Pustertal, der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion in Bozen, der Gemeinde Sexten und des ORF Wien. (red, 17.6.2021)