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Historisch war der Biden-Putin-Gipfel in Genf wahrlich nicht, kein Durchbruch weit und breit. Aber das Treffen war auch nicht nichts. Es brachte eine prinzipielle Bereitschaft, über Rüstungskontrolle und Cybersicherheit zu sprechen, die vor kurzem abgezogenen beiden Botschafter kehren zurück. Biden sprach die Menschenrechtslage in Russland an. Vor allem aber machte er sich nicht zum Komplizen des autoritären Putin, wie einst Donald Trump 2018 in Helsinki, als er seinen eigenen Geheimdiensten widersprach. Trump begab sich auf einen narzisstischen Schmusekurs mit dem US-Rivalen Putin, Biden vertrat wieder US-Interessen, wie bei solchen Treffen üblich.

Im Lichte des diplomatischen Desasters Trumps in Helsinki ist es umso erstaunlicher, wie aggressiv die US-Republikaner über die Performance von Joe Biden herfallen. Statt schön leise zu sein, um nicht am Helsinki-Schock zu rühren, kommen übertriebene Vorwürfe. Auf dem Sender Fox News wurde mit Wonne auf Biden hingepickt, warfen reihum Vertreter der Republikaner Biden Führungsschwäche und Unprofessionalität vor. Auf der anderen Seite des Parteispektrums gab es überzogenes Lob für business as usual. Selbst für die zerrissenen USA ist es ungewöhnlich, dass relativ ereignislose Gipfeltreffen parteipolitisch so emotional ausgeschlachtet werden. Wer noch einen Beleg dafür brauchte, dass in den USA politische Sachlichkeit nicht mehr existiert, hat nun einen mehr. (Manuela Honsig-Erlenburg, 17.6.2021)