Seiner Mannschaft nachreisen, um sie vor Ort anzufeuern? Das tun bei dieser Fußball-EM weniger Fans als in normalen Jahren. "Normal" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Europa wie zuletzt vor März 2020 kein Flickwerk mehr ist aus nationalen Corona-Verordnungen, die unsere Reisefreiheiten massiv einschränken. So hätte denn eine EM 2020, die an zehn europäischen Orten und einem vorderasiatischen stattfindet, wohl auch erstmals zu einer regelrechten Städtetrip-Meisterschaft werden können – halt in normalen Jahren. Aber immerhin: Tatsächlich normalisiert sich die Situation gerade wieder ein wenig für Reisende.

Die EM-Städte und ihr Status laut Europäischem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)
Grafik: Der Standard

Endlich haben sich die EU-Länder darauf geeinigt, Reisebeschränkungen koordiniert und schrittweise zu lockern. "Zu Beginn des Sommers wird den Bürgerinnen und Bürgern das Reisen wieder erleichtert – mit nur, wenn überhaupt, verhältnismäßigen Beschränkungen", teilte EU-Justizkommissar Didier Reynders Anfang dieser Woche mit. So sei vorgesehen, dass vollständig Geimpfte und Genesene keinen Reisebeschränkungen mehr unterliegen sollen.

Erleichtern und vereinheitlichen

Zudem dürfen Menschen aus Regionen mit niedrigen Infektionszahlen ("grüne Region") ebenfalls ohne Beschränkungen reisen. Definiert werden diese Zonen vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Von Reisenden aus orangen Gebieten kann weiterhin ein Test verlangt werden. Die Regionenkarte des ECDC wird demnach bald zum wichtigsten Tool für den innereuropäischen Reiseverkehr. Und unsere Karte unten zeigt auf einen Blick, ob sich die elf EM-Städte derzeit für einen unkomplizierten Trip eignen.

Zu welchem Datum diese Ankündigung der EU-Kommission in die Tat umgesetzt wird, ist noch nicht festgesetzt. Per 1. Juli soll jedenfalls EU-weit der grüne Pass umgesetzt sein und ebenfalls für Erleichterungen und Vereinheitlichungen sorgen. Es soll dann auch europaweit kaum mehr Quarantänen geben – sofern es die Virusmutationen zulassen.

Auch wenn wir von einem Reisesommer wie vor Corona noch ein ganzes Stück entfernt sind, gibt es schon jetzt Städte, die sich für Trips ohne große Komplikationen eignen. Zudem hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren da und dort etwas getan. Neue Nachtzugverbindungen sind ebenso geboren worden wie frische Ideen für Besucher vor Ort. So sieht es aktuell aus mit Kurztrips in die elf Spielorte der Fußball-EM 2020:

1. Amsterdam

Seit 10. Juni können Reisende aus Österreich wieder test- und quarantänefrei in die Niederlande reisen. Neu ist, dass zwischen Wien und Amsterdam ab sofort eine äußerst praktikable Nachtzugverbindung existiert. Seit 24. Mai verkehrt der Zug täglich mit Abfahrt um 20.13 Uhr und Ankunft kurz vor zehn Uhr morgens.

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Amsterdam
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Auch in der Stadt gibt es Neuigkeiten: Das kürzlich eröffnete Nxt Museum widmet sich ausschließlich neuer Medienkunst. Gezeigt werden beeindruckende audiovisuelle Projektionen in einer alten Industriehalle.

An ungewöhnlichen Orten zum Übernachten und Essen ist Amsterdam ebenfalls wieder reicher geworden: Wer schwindelfrei ist, kann eine Nacht auf dem NDSM-Werftgelände in Betracht ziehen. In einem monumentalen Hafenkran am IJ-Ufer finden sich nun drei luxuriöse Suiten. Und auf einer hoch aufragenden Seeplattform im Hafen von Amsterdam lässt es sich neuerdings 22 Meter über dem Wasser in einer ehemaligen Piratenfunkstation dinieren.

www.iamsterdam.com

2. Baku

Aserbaidschans Hauptstadt eignet sich aktuell noch nicht für einen touristischen Trip: Ausländische Staatsbürger dürfen nur mit aufrechtem und gültigem Wohnsitz (Permanent Residence Card) einreisen. Als Ziel eines Kurztrips erscheint Baku selbst dann ungeeignet, wenn die Beschränkungen wieder fallen: Die beste Flugverbindung von Wien nach Baku führt über Istanbul mit Turkish Airlines – und dauert rund acht Stunden.

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Baku
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Hinter dicken Mauern hat sich trotz der Bauwut von Präsident Alijew ein Stück altes Baku bewahrt. Die Altstadt gehört seit dem Jahr 2000 zum Unesco-Welterbe. Das autoritär geführte Land steht allerdings wegen seiner Menschenrechtsverletzungen und der Missachtung von Pressefreiheit permanent in der Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat deshalb einen alternativen Plan für "Sightseeing" herausgegeben. Darin sind nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Boomtown, sondern auch Orte eingezeichnet, die mit der jüngeren Geschichte zu tun haben. Mit dieser sollten sich Baku-Besucher auseinandersetzen.

azerbaijan.travel

3. Budapest

Touristen aus dem Ausland können derzeit nicht nach Ungarn einreisen. Einzige Ausnahme: Wer in Besitz eines Tickets für ein EM-Spiel ist, darf unter Auflagen kommen. Wann diese Einreisepolitik fällt, ist unklar.

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Budapest
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Als lohnende Gelegenheit böte sich die Budapest Pride von 25. Juni bis 25. Juli an. Seit 14. Juni ist das Versammlungsverbot aufgehoben, und der Budapest Pride March kann stattfinden – ob mit oder ohne ausländische Besucher, ist fraglich, zumal das ungarische Parlament gerade Orbáns homosexuellenfeindliches Zensurgesetz gebilligt hat.

www.budapestinfo.hu

4. Bukarest

Die Einreise nach und Durchreise durch Rumänien ist schon derzeit für Österreicher wieder uneingeschränkt erlaubt. Die Inzidenzen sind niedrig im Land, für ganz Rumänien gibt die ECDC auf ihrer Karte grünes Licht. Auch die Flugverbindungen sind wieder zahlreich.

Bukarest
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Noch relativ jung in der Stadt sind Graffiti-Spaziergänge – dabei sind sie äußerst ergiebig. War die Kunst während der kommunistischen Diktatur verboten, boomte sie nach der Wende umso mehr. Über Get your Guide werden viele Touren angeboten.

rumaenien-info.at

5. Glasgow

Seit 1. Juni ist in Österreich wegen der Delta-Mutation ein Landeverbot für Passagierflugzeuge aus dem Vereinigten Königreich in Kraft. Das bedeutet, man kommt zwar derzeit mit einigem Aufwand nach Schottland, aber kaum zurück.

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Glasgow
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Wenn sich die Situation bessert, sollte Glasgow recht weit oben stehen auf der Liste der Post-Brexit-Städtetrips. Entlang des Flusses Clyde sind beeindruckende Bauwerke entstanden, moderne Kunst und faszinierende Museen, von denen viele kostenlos sind, zeichnen die lebendige Hafenstadt aus.

www.visitscotland.com

6. Kopenhagen

Auch nach Dänemark kommen Reisende wieder ohne größere Hürden. Bei der Einreise wird lediglich ein negativer Corona-Test, nicht älter als 48 Stunden, verlangt; bei Flugreisen zusätzlich ein Schnelltest nach der Ankunft. Von Wien oder Linz kommt man neuerdings zu konkurrenzfähigen Ticketpreise mit dem Zug nach Kopenhagen.

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Kopenhagen
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Zu den klügsten Ideen der Stadt gehört derzeit die Verwendung der Go-Boote. Die solarbetriebenen, schwimmenden Nussschalen mit Tischchen in der Mitte werden als smarte Social-Distancing-Lösung für Konzerte oder andere Zusammenkünfte genutzt.

www.visitcopenhagen.com

7. London

Auch für die britische Hauptstadt gilt derzeit: Hinkommen ist leichter als die Reise zurück. Das Vereinigte Königreich gilt für Österreich als Risikogebiet.

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London
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Trotz Pandemie und Brexit hat sich 2020 einiges getan in London. Im Südosten der Stadt wurden etwa fünf sehenswerte historische Militärgebäude in einen großen Kulturkomplex verwandelt. Woolwich Works nennt sich das Areal für Theater, Tanz, Musik und neue Restaurants. 14 Themse-Brücken haben zudem eine spektakuläre Beleuchtung bekommen, die zusammen das Kunstprojekt Illuminated River bilden.

www.visitlondon.com

8. München

Seit 13. Juni gilt für Deutschland ganz Österreich nicht mehr als Risikogebiet. Es entfallen dadurch bei der Einreise die Verpflichtung zur digitalen Einreisemeldung, die Testpflicht sowie die Quarantänepflicht.

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München
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In München lebt ein Überbleibsel aus den Lockdowns nun touristisch neu auf: die Stadtwanderungen. Dabei wird man von einer App quer durch die Stadt geleitet – etwa auf der zwölf Kilometer langen Ost-West-Passage vom Prinzregentenplatz in Bogenhausen bis zum Schloss Nymphenburg. Auch in Nord-Süd-Richtung funktioniert das.

www.muenchen.travel

9. Rom

Die Einreise nach Italien ist aus allen EU-Ländern wieder erlaubt. Voraussetzung ist die elektronische Vorabregistrierung und die Vorlage eines negativen Tests (nicht älter als 48 Stunden); derzeit gilt die Testpflicht auch für Geimpfte oder Genesene.

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Rom
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In die italienische Hauptstadt gibt es eine wunderbare Nachtzugverbindung, die den Kurzstreckenflug unnötig macht. Wer dennoch nur kurz in Rom weilt, sollte die Dachterrasse Terrazza Borromini erklimmen – von dort hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt.

www.turismoroma.it/de

10. Sankt Petersburg

Die langen Tage alias Weiße Nächte im Juni sind eine ideale Reisezeit für St. Petersburg, doch für ganz Russland gilt derzeit noch: Ausländer dürfen nicht (zumindest nicht für rein touristische Zwecke) einreisen.

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Sankt Petersburg
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Während aktuell das Public Viewing wegen der schlechten Corona-Lage Beschränkungen unterliegt, ist die Stadt eigentlich gut für Touristen gerüstet: Es wurde ein Safe-Travel-Programm erarbeitet, und seit heuer gibt es ein digitales Visum.

www.visit-petersburg.ru/en

11. Sevilla

Bei der Einreise sollte man ein Impfzertifikat, einen negativen Test oder Genesungsnachweis vorweisen können; Kinder unter zwölf Jahren sind ausgenommen. Wer mit dem Flieger kommt, muss vor der Einreise ein elektronisches Formular ausfüllen.

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Sevilla
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Sevilla hat sich in den vergangenen Jahren architektonisch enorm verjüngt, wie man etwa um die Plaza de la Encarnación sieht. Dort kann man den Metropol Parasol bestaunen, eine Hybridkonstruktion aus Holz, Beton und Stahl, die in starkem Kontrast zur Altstadtarchitektur steht. (Sascha Aumüller, 19.6.2021)

www.visitasevilla.es