Korruption hat Charme und wirkt.

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Endlich einmal eine positive Meldung in diesen virengeplagten Zeiten: In Österreich, hat die Nichtregierungsorganisation Transparency International herausgefunden, gibt es signifikant mehr Korruption als im EU-Durchschnitt. Vierzig Prozent der Österreicher (EU-weit: 33) haben in den vergangenen zwölf Monaten persönliche Kontakte genutzt, um an öffentliche Dienstleistungen heranzukommen; neun Prozent (EU-weit: sieben) haben zum nämlichen Zweck Bestechungsgelder gezahlt.

Gut so! Denn das, was so abschätzig "Korruption" genannt wird, hat in Wahrheit unschätzbare Vorteile. Korruption lohnt sich, erspart lästige Behördenwege, schlägt penetranten Finanzbehörden ein Schnippchen und bringt Menschen im Gespräch zusammen.

Jedes Mal, wenn der mit einem Zwinkern vorgetragene Satz "Brauch ma a Rechnung?" ins Spiel kommt, entsteht ein emotionales Band zwischen den Konversationspartnern sowie ein unverbrüchliches staatsbürgerliches Einverständnis darüber, dass das Finanzamt geleimt gehört.

"U-Ausschas"

Das fördert den nationalen Zusammenhalt ungemein, sogar bei den Tieren und beim Pöbel, obwohl die weder die Macht noch die Mittel haben, um wirklich effizient korrupt zu sein. Echt lukrativ wird die Sache erst, wenn ein florierender Gastronomiebetrieb mit einem dazupassenden Sitz im Gemeinderat zusammenkommt.

Korruption hat Charme und wirkt. Völlig unverständlich also, wenn jetzt auf einmal ein übermoralisches Gutmenschengremium mehr Anstand in der Politik einfordert und dem mit einem Volksbegehren Nachdruck geben will.

Das Gegenteil brauchen wir: eine energische Förderung der heimischen Korruptionsfreudigkeit sowie eine landesweite Aktion zur Eindämmung der wuchernden Überwachungsbürokratie (Arbeitstitel: "Intransparency National").

Gefragt wären griffige Slogans, um den Kontrollwahn von Finanzern, Staatsanwälten und Untersuchungsausschüssen aufs Korn zu nehmen und kräftig zu ridikülisieren: "Freies Anfüttern für freie Bürger!", "Bestechungslust statt Finanzamtfrust!" oder "U-Ausschas – Nein danke!"

Der Spitzenwortwitz "U-Ausschas" ist übrigens auf dem Mist des Krisenkolumnisten gewachsen, aber wenn der Abgeordnete Hanger zufällig mitlesen und daran Gefallen finden sollte: Bitte, greifen Sie ungeniert zu, der Witz gehört Ihnen. (Christoph Winder, 19.6.2021)