Es ist laut neben der sechsspurigen Triester Straße in Wien-Favoriten. Wer mit der Straßenbahn zum Businesspark Myhive am Wienerberg anreist, muss die Triester Straße überqueren. Der Autolärm und ratternde, stinkende Lastautos lassen so gar keine Stimmung von Business, wichtig und schick aufkommen.

Foto: Lisi Specht

Der Blick in Richtung Wienerberg schon eher. Von weitem sind die beiden Bürotürme "Twin Towers" zu erkennen. Mit einer Höhe von 138 Metern weisen sie wie Berggipfel den Weg. Mit fünf weiteren Gebäuden bilden sie eine Mietfläche von 130.000 Quadratmetern. Rund 4000 Angestellte sind vor Corona täglich zum Businesspark gepilgert. Wie viele es heute sind, ist schwer auszumachen. Die rund 90 hier eingemieteten Unternehmen setzen auf unterschiedliche Remote-Modelle. Die Immofinanz, Eigentümerin des Myhive, beispielsweise stellt es den 180 Mitarbeitern derzeit frei, ins Büro zu kommen. "Wir planen mit offiziellem Ende der Pandemie schrittweise wieder einen normalen Bürobetrieb", sagt Katrin Goegele-Celeda, Country Managerin Österreich der Immofinanz. Tendenziell wird der Bürobetrieb im Businesspark eher langsam hochgefahren. "Seit zwei Wochen ist wieder Leben eingekehrt. Ich bin erleichtert und freue mich, dass Leute in den Restaurants sitzen", sagt eine Angestellte. Sie steht am Seitenausgang in Richtung Maria-Kuhn-Gasse und war im Gegensatz zu vielen anderen bisher einen Tag pro Woche im Büro. "Das war gespenstisch."

Ausgelassene Mittagspause

Über den verstärkten Wiedereinzug ins Büro zeigt sich die Verkäuferin in einer Bäckerei ebenso erfreut wie auch die Kellnerin des The Roast. "Wir sind gut besucht", sagt sie gut gelaunt. Ein Blick in das Restaurant mit Gastgarten zeigt reges Treiben während der Mittagszeit. Die Menschen sind ausgelassen, wirken relaxt.

Der Trafikant gegenüber zeigt sich ebenfalls erfreut über die Lockerungen, mehr Umsatz bringt die gesteigerte Frequenz jedoch nicht. "Büromenschen spielen mehr Lotto, dafür rauchen sie weniger", sagt er. Und, dass während der Lockdowns in größeren Mengen gekauft worden ist. "Auf die Gastrobetriebe hatte das Homeoffice eindeutig mehr negativen Einfluss."

Foto: Lisi Specht

Im Foodcourt der Twin Towers ist heute aber einiges los. Die Office Box bietet drei Mittagsmenüs an. Das Selbstbedienungsrestaurant scheint beliebt, jeder dritte Tisch besetzt. Dafür bleiben die Stühle im Cucina Italiana leer. Der Gastraum ist geschlossen, nur Abholung möglich. Wann wieder aufgesperrt wird, weiß nur der Chef, und der ist im Urlaub, sagt die Servicekraft.

Währenddessen zieht eine Menschentraube von rund 30 Personen vorbei und die Aufmerksamkeit auf sich. Eine derart große Gruppe hat immer noch Seltenheitswert, auch wenn sich am Ausgang in Richtung Hertha-Firnberg-Straße ein paar kleinere Rauchergruppen zusammenfinden. Drei Anzugträger lachen bei der Frage, seit wann sie wieder im Büro sind. "Wir sind nur einen Tag eingemietet, weil wir in unserem Büro zu wenig Platz für das heutige Event haben." Auch so etwas findet also wieder statt.

Leeres Quartier in Meidling

Ganz anders ist die Stimmung im Businesspark Euro Plaza in Meidling. 15 Gehminuten vom Businesspark Myhive entfernt, sind mehr als 10.000 Mitarbeiter von über 100 Firmen wie Microsoft, Coca Cola und Philips einquartiert. Momentan sind die Straßen aber wie ausgestorben. Trotzdem sagt eine Apothekerin: "Es ist schon mehr los. Aber das vergangene Jahr war wirtschaftlich eine Katastrophe."

Foto: Lisi Specht

Vereinzelt sind Menschen in ihren Raucherpausen zu sehen. Zwei Männer um die 30 erzählen, dass sie zwei Tage pro Woche ins Büro kommen. "Homeoffice ist viel besser als hierherzufahren, und wir werden bestimmt nicht mehr Vollzeit im Büro arbeiten", sagt einer der beiden. Um das nächste Hauseck packt der Barista sein Coffeebike neben dem Euro Plaza 5 zusammen. Seit Anfang Mai ist er hier und steht sich täglich die Beine in den Bauch. "Ich mache am Tag gerade einmal 100 Euro Umsatz. Das geht sich hinten und vorn nicht aus", sagt er. Die wenigen Kunden haben ihm erzählt, dass in vielen Büros 50 statt 700 Mitarbeiter sitzen. Sollte sich die Lage nicht bessern, muss er einen neuen Standort suchen. Für heute ist sein Arbeitstag aber beendet. "Es ist einfach viel zu wenig los." (Julia Beirer, 22.06.2021)