Die Künstlerin Cornelia Dlabaja lädt zu einem Stadtspaziergang vom Heldenplatz über den Ring bis zum Gemeindebau Rennbahnweg ein, um historischen Protesten nachzuspüren

Cornelia Dlabaja

Spätestens seit den 1960er-Jahren wurden künstlerische Ausdrucksformen nicht mehr nur dafür eingesetzt, Freude zu bereiten, sondern vor allem auch, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Die moderne Kunstgeschichte ist daher gespickt mit politischen Bezügen, umgekehrt bedienten sich immer auch soziale Protestbewegungen der künstlerischen Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen.

Das seit 2006 jährlich in Wien stattfindende Paraflows-Festival für digitale Kunst und Kulturen nennt sich heuer Festival Protestformen. Und man widmet sich ganz und gar politischer Protestkunst, die sich entweder unmittelbar oder im übertragenen Sinn mit der Rennbahnsiedlung im Wiener Flächenbezirk Donaustadt beschäftigt.

Künstlerinnen und Künstler wie Catrin Bolt, Nikolaus Eckhard, Claudia Märzendorfer, Susi Rogenhofer, Veronika Schubert, Christoph Weber und Ramiro Wong haben neue Arbeiten produziert, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des zivilen Aufbegehrens, des Fragenstellens und der Reaktivierung des öffentlichen Raums als gemeinschaftliches Gut beschäftigen.

Ulrike Truger, Mischa Leinkauf, Andreas Fogarasi und Christian Falsnaes geben in Videos Einblicke in ihre Arbeitsweise, erzählen von außergewöhnlichen Umständen und berichten über Situationen, in denen künstlerische Freiheit bewusst mit Bürokratie, Verwaltung und Gesellschaftsnormen auf Kollisionskurs gebracht wird.

Politische Spaziergänge

Aufgrund der Pandemie, aber natürlich auch aus Überzeugung und Aufgeschlossenheit gegenüber digitalen Formaten wird das Festival weitgehend online auf www.paraflows.at über die Bühne gehen. Von 21. bis 27. Juni werden künstlerische Arbeiten und Performances in Form zahlreicher Kurzfilme und Audiobeiträge gezeigt. Live beiwohnen kann man bei Stadtspaziergängen.

Am 22. Juni ab 16.30 Uhr kann man sich der Künstlerin Cornelia Dlabaja zu einer gehenden Erkundung verschiedener historischer und aktueller Protestgeschichten der Stadt anschließen. Gestartet wird am Heldenplatz, der Weg führt dann über den Ring – einen Ort, an dem Protest eine lange Geschichte hat –, führt dann in den Burggarten, durch die Innenstadt und endet im Gemeindebau Rennbahnweg.

Dort führt am 26. Juni ab 18 Uhr der Wiener Medien- und Performancekünstler Oliver Hangl in ähnlicher Manier eine subjektive Funkkopfhörer-Stadtführung durch öffentliche, halböffentliche und vielleicht sogar private Räume durch, in der er die Ausformungen an Protestkultur und politischem Widerstand spielerisch erforscht.

Gerahmt wird das Festival natürlich durch reichlich Talk und Diskurs: am 25. und 26. Juni mit einem Zoom-Symposium. (Stefan Weiss, 18.6.2021)