Neue Gesichter bei der Austria: Vorstand Gerhard Krisch, Sportdirektor Manuel Ortlechner und Cheftrainer Manfred Schmid.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Tacheles.

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Manfred Schmid redet Tacheles: "Das könnten ein, zwei Scheißjahre werden." Bei seiner Antrittspressekonferenz in der Generali-Arena schwört der neue Trainer die Anhänger auf harte Zeiten ein. Der 50-Jährige spricht von "der vielleicht schwierigsten Ausgangslage, die je ein Austria-Trainer vorgefunden hat". Warum tut er sich diesen Job an? Ist es Hang zum Masochismus? Nein, es ist ganz anders, das "Herz schlägt violett".

Unbestätigten Gerüchten zufolge ist Schmid tatsächlich im Austria-Trikot zur Welt gekommen. Seine Mutter soll im ersten Schock "Forza Viola" gerufen haben. Das blieb hängen. Im Alter von zehn Jahren spielte der Burli zum ersten Mal für die Austria. In seiner Freizeit bestaunte er mit seinem Vater Edeltechniker wie Tibor Nyilasi und Herbert Prohaska. Das vergisst man nicht.

Stammspieler unter Prohaska

Unter Trainer Prohaska wurde Schmid Anfang der Neunzigerjahre Stammspieler in der Kampfmannschaft. Sein Palmarès kann sich mit drei Meistertiteln und zwei Cupsiegen sehen lassen. Die Rückkehr zur Austria ist für ihn, der beim Stadion um die Ecke wohnt, eine "emotionale Geschichte".

Schmid und die Austria – ja, das passt zusammen. Sucht man einen Haken an dieser Favoritner Lovestory, bitte sehr: Zuletzt war Schmid 2008 beim SC Schwanenstadt als Cheftrainer tätig. Nicht gerade ein Großklub, nicht gerade gestern. Und trotzdem importiert der Mann einen reichen Schatz an Erfahrungen in den zehnten Hieb.

Karriere als Co-Trainer

Als Co-Trainer von Peter Stöger führte er den 1. FC Köln 2013/14 in die erste deutsche Bundesliga. Nach einem halbjährigen Engagement bei Borussia Dortmund kehrte Schmid in verschiedenen Funktionen nach Köln zurück. Außerdem auf der Visitenkarte: der Meistertitel mit der Austria 2013 – ebenfalls als Co-Trainer von Stöger. Schon damals wusste man: Schmid stellt nicht nur die Hütchen auf. Sein Name ist mit besseren Zeiten verbunden.

Von diesen Zeiten kann auch der neue Sportdirektor Manuel Ortlechner erzählen. Der 41-Jährige gab damals den Kapitän, spielte mit der Austria Champions League, wurde am zweiten Spieltag ins Team der Runde gewählt. Jetzt werden an der Fischhofgasse bescheidenere Ansprüche gestellt. "Ich habe keinen Zauberstab", sagt Ortlechner. Er fordert Geduld ein. Wohlwissend, dass die Austria für vieles bekannt ist – nicht aber für Geduld.

Mitgestalten beim Verein

"Ich bin zum ersten Mal in einer Position, in der ich in einem Verein mitgestalten kann", sagt der Oberösterreicher. Da könnten die Alarmglocken schrillen, müssen sie aber nicht. Ortlechner war seit seinem Karriereende umtriebig, das Fußballgeschäft ist ihm nicht fremd, der Umgang mit knappen Ressourcen ebenso wenig.

Knappe Ressourcen? Da war doch was? Ach ja, die Austria ist im Frühjahr knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt, die Spielgenehmigung für die kommende Saison erhielt der Verein in zweiter Instanz – nachdem zahlreiche Gönner die Privatschatulle geöffnet hatten.

Gesicherter Spielbetrieb, aber Verbindlichkeiten

Der Spielbetrieb ist gesichert, der Schuldenberg noch da. Verbindlichkeiten von rund 78 Millionen Euro drücken aufs Gemüt. Abhilfe hätte die Partnerschaft mit dem Luxus-Dienstleister Insignia Group bringen sollen. Ex-Vorstand Markus Kraetschmer hatte den Deal eingefädelt, dessen Nachfolger Gerhard Krisch versucht, und das scheint nicht einfach, "dieses Konstrukt zu verstehen". Was der 55-Jährige mit Sicherheit sagen kann: Noch wurde kein Sponsor über die Insignia an Land gezogen.

Die Kaderplanung wird man wohl ohne zusätzliche Ressourcen angehen müssen. Und die Zeit drängt. Am 22. Juli startet die Qualifikation zur Conference League. Der Gegner heißt Racing Luxemburg oder Breidablik aus Island. Der Aufstieg ist Pflicht. Denn, so sagt Ortlechner, und man kann ihm kaum widersprechen: "Geht’s der Kampfmannschaft gut, geht’s uns allen gut." (Philip Bauer, 18.6.2021)