Laut dem psychiatrischen Gutachten war der 29-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig.

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Linz – Lebenslang lautet das Urteil gegen einen 29-Jährigen, der im Dezember in Leonding eine 25-jährige Studentin vergewaltigt und umgebracht sowie zwei Verwandte zu töten versucht haben soll. Zudem wird er in eine Anstalt eingewiesen. Die Geschworenen fällten den Schuldspruch wegen Vergewaltigung, Mordes und zweifachen Mordversuchs einstimmig. Das Gericht begründet das Strafmaß unter anderem mit der "Planung zweier weiterer Morde", die nur durch glückliche Umstände verhindert worden seien.

Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf Rechtsmittel, der Angeklagte hingegen gab keine Erklärung ab. Somit ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Besuch über Weihnachten

Der in Honduras geborene Angeklagte lebte zurückgezogen in Spanien, es gab nur wenige und kurze Beziehungen, ähnlich auch sein Berufsleben. Das spätere Opfer, seine ebenfalls aus Honduras stammende Cousine, studierte in Österreich und lebte bei ihrer Halbschwester und deren Familie in Leonding. Über Weihnachten besuchte der Angeklagte diese in Leonding. Dass diese mittlerweile einen Freund hatte, sei für ihn "ein schwerer Schock" gewesen, so der Staatsanwalt.

In der Nacht auf den 27. Dezember habe er die Studentin nach einer Zurückweisung gewürgt und mit einem Steakmesser gezwungen, mit ihm in den Keller zu gehen, wo er sie vergewaltigt habe, so der Staatsanwalt. Danach saßen die beiden einander drei Stunden lang im Keller gegenüber – er mit dem Messer in der Hand. "Das muss für das Opfer die Hölle auf Erden gewesen sein." Der 29-Jährige drohte sich umzubringen. Als die junge Frau darauf nicht wunschgemäß reagierte, habe er sie gewürgt und ihr sechs Stiche in den Brustbereich versetzt.

Angeklagter konnte gefesselt werden

In der Früh soll er dann zuerst die Halbschwester unter einem Vorwand in den Keller gelockt und dort gewürgt sowie mit dem Kopf mehrmals gegen den Boden geschlagen haben. Als ihr Ehemann nachsehen kam, habe er diesen mit einem Fleischerbeil attackiert. Es gelang dem Mann, den Angreifer mit einem Messer in Schach zu halten und gemeinsam mit seinem im Nachbarhaus lebenden Vater zu fesseln. "Ich dachte, dass ich jetzt sterbe", sagte die Frau vor Gericht.

Der Angeklagte schilderte die Abläufe der Tatnacht kurz und bündig, zunächst wirkte er emotionslos, danach weinerlich. "Wir haben gesprochen und dann habe ich sie vergewaltigt". Es sei ihm klar gewesen, dass sie das nicht wollte. Danach hätten sie wieder bis in die Morgenstunden geredet, "und dann habe ich sie umgebracht". Er habe sie zunächst gewürgt und danach mit dem Messer in die Brust gestochen. "Ich wollte das beenden. Ich merkte, dass sie leidet und wollte nicht, dass sie noch mehr leiden muss."

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Laut dem psychiatrischen Gutachten war der 29-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig, aufgrund einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung bestehe aber hohe Wiederholungsgefahr. Der Angeklagte sei "fähig zu großer Liebe zu sich selbst", was andere empfinden, sei für ihn nicht so wichtig, erklärte Gutachterin Adelheid Kastner. Sein Handlungsstil sei "bar jeder Selbstkritik". "Wenn er nicht gewinnen kann, muss das zerstört werden, was ihn so kränkt", so die Sachverständige.

Der Staatsanwalt, der dem Mann Mord, Vergewaltigung und zweifachen Mordversuch zur Last legt, betonte in seinem Schlussplädoyer, dass es sich beim Motiv nicht um "verschmähte Liebe" gehandelt habe, sondern dass der Angeklagte einfach seinen Willen durchgesetzt und zerstört habe, was er nicht haben konnte. Er forderte lebenslang und beantragte die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Der Verteidiger verwies hingegen darauf, dass sein Mandant unbescholten und geständig sei. Dieser sagte: "Ich würde es gerne wieder richten, wenn ich es könnte, aber es ist nicht möglich". (APA, red, 18.6.2021)