Am Samstag kommt es in Sevilla zum Treffen von Alvaro Morata und Robert Lewandowski.

Foto: AFP / KIRILL KUDRYAVTSEV, JANEK SKARZYNSKI

Sevilla – Ein Ex-Weltmeister, der nicht trifft, gegen einen Weltfußballer, der nicht trifft: Das Duell zwischen Spanien und Polen verkommt zum Abschluss des zweiten EM-Gruppenspieltags bereits zu einem Krisengipfel. "Wir haben uns in eine schwierige Situation gebracht", räumte Polens Starstürmer Robert Lewandowski vor dem Duell am Samstagabend (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) in Sevilla ein.

Die Kritik, gerade am Bundesliga-Rekordtorschützen von Bayern München, hallt im deutschen Nachbarland noch immer nach. "Einer der schwächsten auf dem Feld" sei der Ausnahmestürmer gewesen, wetterte der Boulevard nach dem 1:2 gegen die Slowakei. Und: "Mit dem Ball am Fuß gelang ihm nichts."

In der Tat funktioniert das "System Lewandowski", die komplett auf den Münchner Angreifer ausgerichtete polnische Spielweise, noch überhaupt nicht. "Robert war ein bisschen allein", gab auch Paulo Sousa zu. Der polnische Coach war zu Jahresbeginn extra ins Traineramt gehoben worden, um Lewandowski besser zu integrieren. Bislang vergebens.

Denn Fakt ist vor dem Spiel gegen die nach dem 0:0 gegen Schweden ebenso enttäuschten Spanier: Lewandowski ist bei großen Turnieren ein Schatten seiner selbst.

Magere zwei Törchen gelangen ihm seit 2012 in zwölf Spielen bei EM und WM. Zum Vergleich: In der Bundesliga schoss er dieser Saison historische 41 Treffer in 29 Spielen.

Einerseits fehlt es an hochklassigen Mitspielern, die ihren Kapitän Lewandowski in Szene setzen. Andererseits mangelt es jedoch an der Führungsqualität des Weltfußballers, eine Mannschaft durch schwierige Situationen zu lenken. Dem blieb unter der Woche nichts anderes übrig, als zu versprechen: "Wir kämpfen weiter."

"Werden ihn auffressen"

Die Spanier wappnen sich bereits für die "Operation Lewandowski" (Marca) – und schickten markige Worte in Richtung des Polen. "Unsere Innenverteidiger werden ihn auffressen", kündigte Mittelfeldspieler Ferran Torres an. Viel wichtiger wäre hingegen, wenn die Furia Roja in der eigenen Offensive wieder großen Hunger entwickeln würde.

Die jüngsten Länderspiele eingerechnet, wartet die Seleccion nämlich seit fast 200 Minuten auf einen Treffer. Mit Spannung wird erwartet, wem Nationaltrainer Luis Enrique diesmal das Vertrauen schenkt. Sicher ist: Alvaro Morata, Diskussionsobjekt nach dem Schweden-Spiel, darf wieder von Beginn an ran. Enrique gab dem Juve-Angreifer eine Einsatz-Garantie.

"Ich bin mir sicher, dass er gegen Polen drei Tore macht", sagte Spaniens Innenverteidiger Aymeric Laporte unter der Woche. Das wäre nicht nur Moratas erster Dreierpack im Nationaltrikot, sondern wohl auch ein echter Befreiungsschlag für Spanien. Neben Deutschland ist der Weltmeister von 2010 der einzige EM-Mitfavorit, der bislang die Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Kapitän Sergio Busquets, der am Freitag nach überstandener Corona-Infektion zum Team zurückkehrte, wird gegen Polen derweil noch kein Thema sein. Dafür aber mit Sicherheit der Rasen im Olympiastadion, dessen Zustand Enrique nach dem Schweden-Spiel kritisiert hatte. Andalusiens Regionalregierung gelobte Besserung. Das dürfte auch Lewandowski entgegenkommen. (sid, 18.6.2021)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen

Gruppe E, 2. Runde:

Spanien – Polen (Sevilla, La Cartuja, Samstag, 21.00/live ORF 1, SR Orsato/ITA)

Spanien: 23 Simon – 3 D. Llorente, 24 Laporte, 4 P. Torres, 18 Alba – 6. M. Llorente, 16 Rodri, 26 Pedri – 9 Moreno, 7 Morata, 19 Olmo

Ersatz: 1 De Gea, 13 Sanchez – 2 Azpilicueta, 12 Garcia, 14 Gaya, 8 Koke, 10 Thiago, 17 F. Ruiz, 20 Traore, 11 F. Torres, 22 Sarabia, 21 Oyarzabal

Es fehlt: 5 Busquets (nach Corona-Quarantäne)

Polen: 1 Szczesny – 18 Bereszynski, 15 Glik, 5 Bednarek, 13 Rybus – 8 Linetty, 26 Puchacz, 14 Klich – 21 Jozwiak, 9 Lewandowski, 20 Zielinski

Ersatz: 12 Skorupski, 22 Fabianski – 2 Piatkowski, 4 Kedziora, 25 Helik, 3 Dawidowicz, 6 Kozlowski, 16 Moder, 17 Placheta, 19 Frankowski, 11 Swiderski, 23 Kownacki, 24 Swierczok

Es fehlen: 10 Krychowiak (gesperrt), 7 Milik (verletzt)