Das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker fand gemäß den geltenden Corona-Regeln mit 3.000 Gästen statt.

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Wien – Wie es wohl gewesen sein mag, als Kaiser und Kaiserin in ihrer Schönbrunner Sommerresidenz Konzertabende für den Adel ausrichteten? Bestimmt trugen die Damen üppige Roben, gepuderte Perücken und fächerten einander zu; die Herren kamen in strengen, hochdekorierten Uniformen. Es traf sich alles, was Rang und Namen hatte. Heute gibt es zwar keinen Kaiser mehr, dafür das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker. Die Bühne ist größer, sogar eine LED-Show hat Platz – und doch fühlt man sich zwischen Schloss und Gloriette ein bisschen wie zu Kaisers Zeiten.

Nachdem das Konzert im vorigen Jahr Corona-bedingt sehr eingeschränkt stattfinden musste, durfte das Orchester am Freitag 3000 Sitzplätze vergeben. Eingeladen waren "Menschen, die in der Pandemie an vorderster Front im medizinischen Bereich und auch in der Elementarpädagogik tätig waren und sind". Der Rest der Karten ging an Sponsoren, Medien sowie alle anderen Partner, die das Konzert ermöglichen, von den Mitgliedern der Bundesregierung – Kanzler, Vizekanzler und Kulturstadträtin inklusive – über Konzernchefs bis hin zu geistlichen Würdenträgern.

Z. Xia (Panda)

Im Mittelpunkt stand selbstverständlich die Musik, und die nahm sich an diesem lauen Sommerabend mit Daniel Harding am Pult als Fernwehreise aus. Erste Station war Italien mit Giuseppe Verdis süffiger Ouvertüre zur Sizilianischen Vesper. Weiter ging es nach Russland – mit italienischem Einschlag, wohlgemerkt.

Schmalz darf sein

Pianist Igor Levit musizierte mit dem Orchester Sergei Rachmaninows Rhapsodie über ein Thema von Paganini. Levit spielte das teuflisch schwere Stück mit brillanter, streckenweise sensationeller Technik und lief kurzfristig sogar dem Orchester davon. Es folgten Bernsteins fetzige Symphonic Dances aus der West Side Story, Claude Debussys impressionistischer Nachmittag eines Fauns, ein Intermezzo aus der Karelia-Suite von Jean Sibelius und Edward Elgars pickig süßer Liebesgruß Salut d’Amour.

Volle Kraft voraus hieß es zum Abschluss mit Jupiter aus Gustav Holsts Planeten. Schmalz darf sein, dachten sich wohl die Philharmoniker, ehe sie das Publikum mit Johann Strauß’ Wiener Blut entließen. (Miriam Damev, 19.6.2021)