Bild nicht mehr verfügbar.

Vertreter der Taliban bei Verhandlungen in Doha.

Foto: Reuters / IBRAHEEM AL OMARI

Kabul – Die radikal-islamischen Taliban wollen in Afghanistan nach dem Abzug der ausländischen Truppen ein "echtes islamisches System" errichten. Man fühle sich dazu verpflichtet, allen Rechte der afghanischen Bürger, von Männern und Frauen, im Einklang mit religiösen Regeln und kulturellen Traditionen entgegenzukommen, erklärte der Politbüro-Chef Mullah Abdul Ghani Baradar am Sonntag.

Dazu seien "Erleichterungen" für Frauen, wie die Möglichkeit auf Arbeit und Ausbildung vorgesehen, hieß es in der Erklärung. Auch ausländische Diplomaten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sollten sicher arbeiten könnten.

Verhandlungen gehen langsam voran

"Ein echtes islamisches System ist das beste Mittel zur Lösung aller Probleme der Afghanen", erklärte der Taliban-Vertreter. Die konkreten Fragen dazu sollten bei den Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Doha besprochen werden. Schon die Teilnahme an den Verhandlungen zeige, dass die Taliban an einer Lösung durch gegenseitiges Verständnis interessiert seien.

Die Verhandlungen in Katars Hauptstadt kamen zuletzt allerdings nur stockend voran, während die Gewalt in Afghanistan vor dem bis zum 11. September geplanten Abzug der ausländischen Truppen dramatisch zugenommen hat. Den Taliban wird vorgeworfen, noch keinen schriftlichen Friedensvorschlag vorgelegt zu haben, der als Ausgangspunkt für substanzielle Gespräche dienen könnte.

Es wird befürchtet, dass die Islamisten einen Großteil der Fortschritte bei den Bürgerrechten wieder rückgängig machen könnten, wenn sie erneut an die Macht kommen. Vor allem die Rechte von Frauen und Mädchen werden als gefährdet angesehen. Bevor sie durch die US-geführte Militärallianz Ende 2001 gestürzt wurden, herrschten die Taliban mit einer extremen Auslegung des islamischen Rechts, die Mädchen von der Schule und Frauen von der Arbeit außerhalb ihres Hauses ausschloss. Ein Aufenthalt in der Öffentlichkeit ohne einen männlichen Verwandten war Frauen verboten. Frauen, die des Ehebruchs beschuldigt wurden, wurden öffentlich zu Tode gesteinigt. (APA, 20.6.2021)