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Laut der Studie kosten ausländische Onlineversandhändler wie Amazon Österreich einen nicht unerheblichen Betrag an Mehrwertsteuer.

Foto: Reuters / BRENDAN MCDERMID

Linz – Dem heimischen Fiskus entgehen jährlich rund 980 Millionen Euro an nicht eingehobenen Mehrwertsteuer-Einnahmen durch ausländische Onlineversandhändler wie Amazon. Das ist das Ergebnis einer Studie des emeritierten Wirtschaftsprofessors Friedrich Schneider, die von der Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) in auftrag gegeben wurde. EU-weit beträgt die Mehrwertsteuerlücke 164 Milliarden Euro oder 13,7 Prozent des gesamten Mehrwertsteueraufkommens.

"Die Initiative Wirtschaftsstandort OÖ betrachtet die Schließung der Mehrwertsteuerlücke nicht nur als wesentlichen Beitrag zum Schuldenabbau nach der Coronapandemie, sondern als großen Schritt zu mehr Steuergerechtigkeit und Fairness gegenüber den Steuerzahlern und besonders für den stationären Handel in den heimischen Städten und Ortszentren", so IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel. Diese knappe Milliarde könnte zusätzlich einkassiert werden, "ohne eine Steuer zu erhöhen oder eine neue Steuer einzuführen".

Gesamte Mehrwertsteuerlücke über drei Milliarden Euro

Laut der Studie ist die Mehrwertsteuerlücke 2020 um 34 Prozent bzw. 42 Milliarden Euro größer als 2019 (122 Mrd. Euro). Die volumenmäßig größten Steuerlücken hätten 2020 nach ersten Grobschätzungen Italien mit 41,5 Miliarden Euro, das Ex-EU-Mitglied Großbritannien mit 27,3 Milliarden Euro und Deutschland mit 25,6 Milliarden Euro gehabt. In Österreich habe die gesamte Mehrwertsteuerlücke – also über jene die Amazon verursacht hinaus – 9,6 Prozent oder 3,405 Milliarden Euro betragen. Davon entfielen laut IWS-Berechnungen 1,8 Milliarden Euro auf Mehrwertsteuerbetrug wie beispielsweise sogenannte Karussellgeschäfte oder falsche Deklarationen sowie 1,605 Milliarden Euro auf Sonder-Ausnahmeregelungen und Schwierigkeiten bei der Einhebung.

In der gesamten EU belief sich die Mehrwertsteuerlücke im ausländischen Distanz- oder Onlinehandel einer KMU-Studie (beauftragt von der WKÖ-Bundessparte Handel vom September 2020) sowie den jüngsten Daten der Europäischen Kommission (VAT-Gap in the EU-28 Member States, Brüssel, 2020) und IWS-Berechnungen zufolge auf insgesamt 10,2 Milliarden Euro. Dabei seien 60 Prozent auf Mehrwertsteuerbetrug und 40 Prozent auf Ausnahmeregelungen und Schwierigkeiten bei der Einhebung entfallen. (APA, red, 20.6.2021)