Der neue FPÖ-Parteichef: Herbert Kickl

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Achtundachtzig Prozent, in Zahlen: 88 – man kann über das Ergebnis von Herbert Kickl schon kurz schmunzeln. Achtundachtzig, ausgerechnet. Aber abgesehen vom seichten Amüsement für linke – und rechte – Stammtische: Dass 88,24 Prozent der Delegierten am FPÖ-Parteitag Kickl zu ihrem neuen Chef gewählt haben, ist ein durchaus respektables Ergebnis für die Situation, in der sich die Partei befindet.

Die FPÖ ist nicht gespalten, sie schrammte nicht knapp an einem zweiten Knittelfeld vorbei. Aber es gibt Lager, die durch Norbert Hofers Abgang wieder sichtbarer wurden. Im Groben sind es zwei: Die einen wollen – pauschal gesprochen – Politik für Zurückgelassene und Unzufriedene machen, für die Corona-Leugner und Krisenskeptiker, für jene, die sich von Migranten bedroht fühlen. Für diesen Kurs steht Kickl.

Wird Kickl die Flügel vereinen?

Die anderen wollen für Bürgerliche wählbar sein und so in die Breite gehen. Sie möchten enttäuschte Kurz-Wähler zur FPÖ holen und verstehen sich als Wirtschaftsliberale. Dieser Teil der Freiheitlichen ist nicht weniger rechts in der Ausrichtung, aber das Auftreten ist ein anderes – weniger Wettern, kein Reimen, nicht so radikal in der Wortwahl. Für diesen Kurs steht der Oberösterreicher Manfred Haimbuchner.

Wird Kickl die Flügel vereinen? Nein. Aber sein Ergebnis am Parteitag zeigt: Auch die meisten seiner Kritiker haben sich mit ihm abgefunden und wollen geeint nach vorn schauen – wohl auch mit Blick auf die Oberösterreich-Wahl im Herbst. (Katharina Mittelstaedt, 20.6.2021)