Es gibt kaum einen Ort, an dem wir Müll nicht begegnen: der Aludose, dem Plastiksackerl, der Plastikflasche oder den Zigarettenstummeln, die neben der Straße, im Wald, am Strand, im Garten oder sogar auf den Bergen liegen. Der Müll wirkt meist abstoßend, deplatziert, stört das schöne Bild, das wir von einem Ort haben könnten.

"Wir ärgern uns dann, weil wir das Gefühl haben, dass andere achtlos sind", sagt Sabine Pahl, Umweltpsychologin an der Universität Wien im STANDARD-Podcast. Dies habe mit unserem Gefühl von Fairness zu tun: Wenn es andere nicht tun, warum sollte ich mich dann um den Müll kümmern? Es gebe aber auch Menschen, die konstruktiv damit umgehen, den Müll aufheben und diesen entsorgen. "Wenn wir im Alltag auf viel Müll stoßen, kann sich das Aufheben aber schnell überwältigend anfühlen", sagt Pahl.

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Müll als Geste des Unmuts

Aber warum werfen Menschen überhaupt Müll auf der Straße oder in der Natur weg? "Es gibt eine kleine Gruppe Menschen, die unachtsam sind, die das nicht interessiert", sagt Pahl. Darunter würden auch jene Menschen fallen, die sich vom Staat und der Gesellschaft vernachlässigt fühlen und so gewissermaßen ihren Unmut zum Ausdruck bringen. Aber schlussendlich könne es auch jedem von uns immer wieder passieren, dass wir Müll auf der Straße oder in der Natur verlieren, so Pahl.

Ist das Müllproblem also nur ein Unachtsamkeitsproblem von jedem Einzelnen von uns? Für Pahl ist klar, dass es um mehr geht. "Besonders in Entwicklungsländern sieht man, welche Auswirkungen ein nicht funktionierendes Entsorgungssystem haben kann." Eine Verurteilung von Menschen, die scheinbar achtlos Müll wegwerfen, sei daher in den diesen Fällen meist nicht angebracht. Schließlich habe auch Europa und die dortige Industrie eine Verantwortung, wie viel Müll anfällt und wie viel davon in andere Länder exportiert wird.

Plastikmüll nicht größte Sorge

Was das Recycling betrifft, können laut Pahl oft schon kleine Dinge zu einer Veränderung beitragen: etwa, wie viele Meter entfernt der Abfallcontainer vor unserer Haustür steht. "Die Einfachheit der Entsorgung spielt eine große Rolle", sagt Pahl.

Sabine Pahl ist Umweltpsychologin an der Universität Wien und forscht dort unter anderem dazu, wie Menschen mit Müll umgehen.
Foto: Limnoplast

Dass es beim Thema Müll hauptsächlich um Plastik geht, schreibt die Expertin der großen Aufmerksamkeit der Medien gegenüber diesem Thema zu. Sie gibt jedoch zu bedenken, dass Plastik auch viele nützliche Funktionen erfüllt, ohne denen unser Wirtschafts- und Gesundheitssystem wohl kaum funktionieren könnte. "Im Vergleich zum Klimawandel oder anderen Umweltproblemen ist das Thema Plastikmüll sicher nicht unsere größte Sorge", sagt Pahl.

Außerdem spricht Pahl darüber, warum wir im Supermarkt nicht immer zu dem umweltfreundlicheren Produkt greifen, welchen Beitrag Unternehmen leisten können und wie sich die Umwelt auf unser Wohlbefinden auswirkt. Nebenbei hat sie einen guten Tipp für alle, die mit dem Rauchen aufhören wollen: mehr Zeit in der Natur verbringen. (Jakob Pallinger, 25.6.2021)