Wasilewski Trio – Arctic Riff

Intensität durch extrovertiertes Donnern (Lautstärke, massive Akkordwellen) vermag, eine packende Angelegenheit zu sein. Intensität im Leisen zu halten ist allerdings eine Kunst, die noch mehr von jener Materialdurchdringung fordert, über die Pianist Marcin Wasilewski verfügt. Auf Arctic Riff (ECM) tönt es zwar gerne atmosphärisch verträumt. Unter dieser Stimmungsoberfläche rumort es jedoch raffiniert, subtil entwickelt der Pole seine Soli bis hin zu virtuosen Steigerungen. Eine Bereicherung natürlich Gaststar und Saxofonist Joe Lovano.

ECM Records

James Francies – Purest Form

Pianist James Francies ist nicht nur ein origineller Flinkfinger. Auf Purest Form (Blue Note) bietet er ein stilistisches Wechselbad. Da haucht ein Streichquartett, um plötzlich einer jazzrockig-loungigen Atmosphäre zu weichen. Spoken-Word-Elemente sind jedoch ebenso dabei wie raffinierte Kompositionen, die rhythmische Vertracktheit zelebrieren. Interessant auch der durch John Coltrane bekannt gewordene Musical-Hit My Favorite Things. Erstaunlich, wie Francis den Song dekonstruiert, um ihm zugleich Erkennbarkeit und seltsamen Charakter zu verleihen.

Blue Note Records

Freddie de Tommaso – Passione

Freddie de Tommaso liefert auf Passione (Decca) ein Potpourri der Melancholie, wie sie u. a. Tosti, Bellini, Leoncavallo und Puccini zu Liedern geformt haben. Mit dem gediegenen London Philharmonic Orchestra (Dirigent: Renato Balsadonna) zeigt der Tenor, dass er Vitalität und einnehmendes Timbre gehaltvoll gestaltend einzusetzen versteht. Es ist zwar nur eine Sammlung kurzer Stücke. Wer ihn an der Staatsoper als Pinkerton (Madama Butterfly) gehört hat, weiß jedoch, dass de Tommaso kein Produkt der akustischen Schönheitschirurgie ist.

Decca Classics

(toš, 22.6.2021)