Eines der Projekte, die Alps Residence in der Pipeline hat: Das Glamping-Village in Kötschach-Mauthen nahe dem Nassfeld sperrt im Winter auf.

Foto: ho

Betreiber von Chaletdörfern hatten in Österreich bisher keinen besonders guten Ruf. Nach wie vor formiert sich Widerstand, sobald ein neues Projekt ruchbar wird. Von zügellosem Landschaftsverbrauch ist die Rede, auch von vorgetäuschten Zweitwohnsitzen und Geisterunterkünften, die abseits der Urlaubssaison meist leer stünden. Die Corona-Pandemie scheint nun aber gerade für diese Urlaubsform ein Turbo zu sein.

Neben Campingplätzen und Ferienwohnungen, die im Juli und August österreichweit nahezu ausgebucht sind, berichten auch Betreiber von Chalet- und Aparthotels über eine deutlich stärkere Nachfrage als in den Jahren zuvor. "Sicherheit war schon vor Corona ein großes Thema und ist durch die Pandemie nochmals befeuert worden", sagt Thomas Payr, Vorstandsdirektor von Alps Residence mit Sitz in Kitzbühel. "Urlaub mit Abstand kommt in Zeiten wie diesen super an."

Ansteckungsgefahr gleich null

Die Ansteckungsgefahr tendiere bei einem Urlaub im Ferienhaus oder Appartement gegen null. Payr: "Unserer Ansicht nach wäre eine frühere Öffnung von Ferienhäusern, Chalets und Appartements auf jeden Fall vertretbar gewesen."

Alps Residence ist Eigenangaben zufolge Marktführer in Österreich bei Chalet- und Aparthotels. Aktuell betreibt das 2011 von Gerhard Brix, ehemals Bereichsleiter bei der Verkehrsbüro-Tochter Eurotours, gegründete Unternehmen rund 6000 Betten in insgesamt 26 Resorts, 14 davon allein in der Steiermark.

Projekte in der Pipeline

Das Appartement-Resort Carpe Solem Rauris im Salzburger Pinzgau, das am 1. Juli eröffnet wird und 400 Betten aufweist, ist in der Gesamtzahl ebenso berücksichtigt wie das erste Auslandsengagement von Alps Residence im bayerischen Inzell, mit dem am 3. Juli gestartet wird. Und die Expansion soll nach den Vorstellungen des Managements zügig weitergehen.

"Wir planen in den nächsten drei bis vier Jahren eine Verdoppelung der Bettenkapazität auf rund 12.000", sagt Payr. Der gebürtige Tiroler ist erst im vergangenen Herbst zu Alps Residence gestoßen, nachdem er zuvor etliche Jahre für das Verkehrsbüro tätig gewesen war. Österreich bleibe Hauptexpansionsgebiet, zumal es zwischen Neusiedler See und Bodensee noch genügend interessante Plätze gebe. Darüber hinaus habe man einige größere Projekte in Deutschland im Auge, in Slowenien und Kroatien ebenfalls.

"Wir sind bisher stark berglastig und wollen in Zukunft mehr ans Wasser, um unseren Kunden eine möglichst große Vielfalt bieten zu können", sagt Payr. Lokaler Widerstand gegen Chaletdörfer oder Ferienwohnungen sei großteils auf fehlende Aufklärung zurückzuführen. Alps Residence gehe deshalb den Weg, die Bevölkerung möglichst frühzeitig einzubinden und in Bürgerversammlungen über den Mehrwert etwa auch für die lokale Gastronomie zu informieren.

"Kein Einfallstor für Zweitwohnsitze

Auch die Vorhaltung, dass Chalethotels ein Einfallstor für Zweitwohnsitze seien, lässt Payr nicht gelten: "Bei uns gibt es das nicht. Wir können aber auch nachweisen, dass wir überall, wo wir tätig sind, auf höhere Belegungszahlen kommen, als es die jeweilige Destination im Schnitt ausweist."

Als Betreiber einer Ferienanlage verdiene Alps Residence desto mehr Geld, je besser die Auslastung sei. Die einzelnen Unterkünfte gehören hunderten verschiedenen Eigentümern, für die Alps Residence die Vermarktung und alles drumherum übernimmt. Die Errichtung der Anlagen erfolgt über Bauträger, wobei Alps Residence möglichst frühzeitig ihr touristisches Wissen einbringt.

Seit zwei, drei Jahren zeichne sich ab, dass Flexibilität im Urlaub an Gewicht gewinne. "Viele Gäste wollen nicht um 18.30 Uhr ein Dreigangmenü essen müssen, wenn sie im Urlaub sind. Einmal haben sie Gusto auf eine Pizza, ein anderes Mal wollen sie fein essen gehen und zwischendurch vielleicht auch einen Teller selbst zubereitete Nudeln essen. Das spielt unserem Konzept in die Hände", sagt Payr.

Rekordsommer 2020 toppen

Im vergangenen Sommer, als die Betriebe zwischen den Lockdowns aufsperren konnten, habe Alps Residence ein Umsatzplus von 20 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode 2019 verzeichnet. Die aktuelle Buchungslage deute darauf hin, dass heuer ein noch besserer Sommer wird als 2020. (Günther Strobl, 22.6.2021)