Hat man eine Infektion durchgemacht, ist das Risiko für eine Reinfektion sehr gering. Bekommt man zusätzlich noch eine Impfung, wird die Immunität extrem gut.

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Hat man einmal eine Covid-19-Infektion durchgemacht, gilt man als weitgehend immun – so weit, so klar. Doch wie lange bleibt diese Immunität bestehen? Und hält sie auch Mutationen wie der sich aktuell über Europa ausbreitenden Delta-Variante stand? Das ist eine vieldiskutierte Frage, zu der zuletzt mehrere Studien erschienen sind. Die Ergebnisse sind zum Teil unterschiedlich.

Eine an der Med-Uni Innsbruck durchgeführte Langzeitstudie über ein Jahr unter der Leitung des Neuroimmunologen und Psychiaters Florian Deisenhammer zeigt, dass auch nach zwölf Monaten noch ausreichend Antikörper vorhanden sind, um eine Langzeitimmunität zu garantieren. Bei 27 Probanden wurde zwei bis acht Wochen, drei, sechs und zwölf Monatenach der Infektion die Menge an Antikörpern gemessen. Das Ergebnis laut Deisenhammer: "Das Risiko für eine Reinfektion ist wahrscheinlich sehr gering."

Zu einem nicht ganz so klaren Ergebnis kommt eine an der University of Oxford durchgeführte Studie mit 78 Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen. Bis sechs Monate nach der Infektion wurde die Antikörpermenge im Blut monatlich gemessen. Diese war zwar beim Großteil noch nachweisbar, allerdings auf einem sehr unterschiedlichen Niveau, wie Eleanor Barnes, eine der Hauptstudienautorinnen, erklärt. Und bei jenen Probanden mit asymptomatischem Verlauf zeigten 90 Prozent keine messbare Immunantwort mehr. Barnes’ Schluss daraus: "Eine frühere Infektion schützt nicht gezwungenermaßen langfristig vor Covid-19, besonders nicht bei neuen Mutationen."

Verbesserte Immunantwort

Untersucht wurden übrigens bei beiden Studien verschiedene Arten von Antikörpern. Dazu Deisenhammer: "Wichtig ist nicht die Menge der Antikörper, sondern deren Qualität. Da findet eine Evolution statt, sie werden mit der Zeit immer spezifischer. Bei einem Neukontakt mit dem Virus stehen sie deshalb in deutlich besserer Qualität zur Verfügung."

Was sich bei beiden Studien allerdings klar zeigt, ist die extrem gute Immunität von Genesenen mit zusätzlicher Impfung. Das bestätigt auch Infektiologe Herwig Kollaritsch. In der unterschiedlichen Kernaussage der beiden Studien sieht Kollaritsch übrigens keinen Widerspruch: "Zwei Studien mit teils unterschiedlichen Ergebnissen sind nichts Außergewöhnliches. Wir tasten uns gerade an die Wirklichkeit heran, das Datenmaterial ist einfach noch nicht gut genug."

Forschungsbedarf gibt es vor allem in Bezug auf neue Mutationen, so Kollaritsch: "Alle diese Studien basieren auf dem Wildtyp. Man kann derzeit noch nicht sagen, wie hoch die Immunität bei neuen Varianten ist. Im Moment sieht es recht gut aus, aber das kann sich natürlich bei der Delta-Variante ändern." (Pia Kruckenhauser, 21.6.2021)