Warteschlangen sind der gemeinsame Nenner von Impfstraßen und Clubs.

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Irgendwie ging es den jungen Leuten in der Pandemiebekämpfung so wie Menschen, deren Nachname mit M beginnt: Fängt man im Alphabet vorne an, kommt man spät dran, fängt man hinten an, auch. So eben auch beim Impfen: Erst waren Altenheimbewohnerinnen und -bewohner dran, dann arbeitete man sich von hohen Altersklassen nach unten durch. Gut ein halbes Jahr nach Impfbeginn hieß es dann: Jetzt kommen die Zwölfjährigen dran.

Die Millennials und die Älteren der Gen Z schauten also durch die Finger: Zwar konnten sie sich als Angehörige einer Risikogruppe oder in ihrem Betrieb impfen lassen, reguläre Termine für die Altersklasse oder Impfungen für Studierende gab es lange aber nicht. Die Clubs öffnen trotzdem am 1. Juli, zumindest für Geimpfte, Getestete und Genesene, nicht zuletzt auch, weil sich die Diskussion um die "Generation Dosenbier" immer weiter zuspitzte, nachdem Partys im öffentlichen Raum eskaliert waren.

Impfparty mit Johnson & Johnson

Wien will nun beides vereinen und plant eine Art Impfparty für Junge. Genaue Pläne sind zwar noch nicht bekannt, denkbar sind mehrere kleine Veranstaltungen oder ein großes Event im Austria Center, in dem schon jetzt geimpft wird. Livemusik soll es geben, und stattfinden soll das Ganze rund um Anfang Juli. Von größeren Mengen Alkohol vor und nach Impfungen wird übrigens abgeraten. Dennoch wird es ein One-Shot-Angebot geben: Für die Altersklasse soll der Impfstoff von Johnson & Johnson zum Einsatz kommen, bei dem nur ein Stich reicht.

35.000 Dosen sollen laut Büro des Gesundheitsstadtrats für diese Altersgruppe freigeschaltet werden. Damit kann allerdings nur ein Zehntel aller Wienerinnen und Wiener zwischen 18 und 30 geimpft werden. Österreichweit fallen gar fast 1,5 Millionen Menschen in diese Altersgruppe.

Was die Impfung der noch Jüngeren betritt, so war der Andrang derart groß, dass die Stadt Wien am Dienstag nochmals 30.000 Impfungen für Zwölf- bis 19-Jährige freischaltete. Übrig bleibt momentan also nur noch die Gruppe der 30- bis 40-Jährigen, für die noch keine Impf-Slots freigeschaltet sind, das sind etwa 1,2 Millionen Menschen.

Geringster Anteil an Vollimmunisierten

Andere Bundesländer haben – wenn auch ohne Partys – die Priorisierung der Impfung schon aufgegeben und stellen ihre Dosen auch Jüngeren zur Verfügung. In Niederösterreich können sich etwa schon seit Mai alle ab 16 anmelden.

Dennoch ist der Anteil der Menschen mit vollständigem Impfschutz österreichweit immer noch geringer, je jünger sie sind. In der Altersklasse unter 25 Jahren sind unter fünf Prozent vollimmunisiert, bei den 25- bis 34-Jährigen sind es etwa 18 Prozent bei den Frauen und etwa 16 Prozent bei den Männern.

Clubs nur für Geimpfte

Was die Clubs angeht, so ist Wien bekanntlich auch skeptisch gegenüber der Drei-G-Regel. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) warf in die Diskussion, die Nachtgastronomie nur für Geimpfte zu öffnen. Die Ärztekammer schlug vor, Geimpften und Genesenen den Zutritt zu erlauben, auch damit wäre der Gesundheitsstadtrat einverstanden. Bis zum Dienstag sollen laut Hacker-Büro Expertinnen und Experten prüfen, ob und wie die Stadt Wien da strengere Regeln aufstellen könnte als der Bund. Eine konkrete Entscheidung wird aber noch nicht für Dienstag erwartet.

Denkbar ist aber, dass man in Wien erst die Bundesverordnung zu den Öffnungen ab 1. Juli abwarten wird, um zu sehen, wo man sie verschärfen könnte. Wien würde auch nicht zum ersten Mal davon Gebrauch machen: Schon was das Testen von Gastro-Personal anging, stellte man strengere Regeln auf als die Bundesregierung, auch die Maskenpflicht an besonders frequentierten Orten stützte sich auf eine Landesverordnung.

Keine Panik wegen Gratistests

Nachdem die Impfungen voranschreiten, werden als logische Konsequenz Tests zunehmend weniger gefragt. Die Tageszeitung "Heute" warnte gar schon vor dem Aus der Gratistests. Im Gesundheitsministerium wiegelt man auf Nachfrage aber ab: Natürlich würde man dauernd das Angebot der Nachfrage entsprechend verändern. Da könne es sein, dass die ein oder andere Teststraße schließen werde, etwa wenn es Testangebote für zu Hause gebe, sagte ein Sprecher. Aber dass es gar keine Testangebote mehr geben werde, das stehe nicht im Raum, weder in Apotheken noch in Teststraßen.

Tatsächlich sank die Zahl der Tests zuletzt kontinuierlich: Noch Ende Mai wurden österreichweit täglich um die 100.000 durchgeführt, am Dienstag nur gut 38.000. Doch selbst in Wien, dem Bundesland, in dem die Gurgeltests am weitesten verbreitet sind, gibt es laut Hacker-Büro keine Pläne, Teststraßen zu schließen. (elas, 22.6.2021)