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Der 68-jährige Premier von Pakistan, Imran Khan, fällt wegen sexistischer Aussagen auf.

Foto: REUTERS / SAIYNA BASHIR

Islamabad – In Pakistan haben Aussagen des Ministerpräsidenten Imran Khan (68) über den angeblichen Zusammenhang zwischen Frauenkleidung und Vergewaltigungen für Entsetzen gesorgt. In einem Interview mit HBO Axios hatte Khan suggeriert, Männer würden zu sexuellen Verbrechen verleitet, wenn sich Frauen in Gesellschaften wie Pakistan, die sich von denen im Westen unterschieden, nicht sittsam kleideten.

Reema Omer, eine Anwältin und führende Aktivistin, nannte die Aussagen am Dienstag "enttäuschend" und "widerlich". Wenn Frauen weniger Kleidung tragen, werde dies Auswirkungen auf Männer haben, sagte Khan in dem Interview, in dem er auch viele andere diplomatische und politische Themen kommentiert hatte. "Es sei denn, sie sind Roboter."

"Kranke Mentalität"

Eine Sprecherin der Oppositionspartei PML-N sagte, die Aussagen spiegelten eine "kranke Mentalität" des Premiers gegenüber Frauen wider. Die Senatorin Sherry Rahman sagte, den Frauen die Schuld für abscheuliche Verbrechen zu geben, sei die schlimmste Reaktion. Khan solle sich für seine Worte schämen.

Khan, ehemaliger Kricketstar und lange Jahre als Playboy verschrien, hat schon im April mit gleichartigen Aussagen aufhorchen lassen. Im Vorjahr wurde er scharf kritisiert, nachdem er die Beförderung eines umstrittenen Polizeibeamten angeordnet hatte. Dieser hatte einer Frau die Schuld für eine Gruppenvergewaltigung gegeben: Sie hätte nicht so spät am Abend allein Auto fahren sollen.

Wollte Blasphemiegesetz für säkulare Länder

Im April dieses Jahres ließ Khan mit seiner Bestrebung aufhorchen, muslimische Länder vereinigen zu wollen, um Länder des Nordens zu zwingen, Blasphemie unter Strafe zu stellen. Er erklärte damals bei einem Auftritt vor Anhängern, sein Plan, muslimische Länder gegen den Westen zu vereinen, um eine Kriminalisierung der "Beleidigung des Propheten Mohammed" zu erreichen, werde funktionieren – und drohte mit Handelssanktionen. Die Länder sollen in seinen Augen Beleidigungen des Propheten Mohammed genauso behandeln wie die Leugnung des Holocaust.

Damals kam es zu tagelangen, teils gewaltsamen antifranzösischen Protesten, die von der Islamistenpartei Tehreek-e-Labaik (TLP) angeführt wurden. Auslöser der Proteste waren Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron im vergangenen Jahr, der sich unter anderem deutlich zur Meinungsfreiheit bekannt und die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen verteidigt hatte. Von vielen Muslimen werden die Karikaturen als blasphemisch empfunden. (APA, red, 22.6.2021)