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Biometrische Authentifizierung per Fingerabdruck könnte in Zukunft auch statt der PIN-Eingabe am Bankomaten gefragt sein.

Foto: Andy Wong / AP

Die weltweite Forschungsgemeinschaft ist ein gutes Beispiel dafür, was heutzutage durch freien Datenaustausch an Informationen geschaffen werden kann. Statt des Tüftelns im stillen Kämmerlein geht es darum, die eigenen Ergebnisse zur Diskussion zu stellen und durch Verbesserungsvorschläge und Kooperationen besser zu werden. Die österreichische Informatik hat dazu in Klagenfurt auf dem Austrian Computer Science Day Gelegenheit. Vergangene Woche konnte die Konferenz in virtueller Form stattfinden.

Informatische Technologien berühren inzwischen alle Lebensbereiche, was auch Folgen für die Wissenschaft hat. So sollten Computerwissenschafter nicht vor ihren Fachgrenzen verharren, sondern auch den Kontakt mit anderen Disziplinen suchen, appellierte Katharina Kinder-Kurlanda vom Digital Age Research Center (D!ARC) der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt in ihrem Eröffnungsvortrag. Die Professorin für Humanwissenschaften des Digitalen widmete sich der Frage, welchen Beitrag die Informatik für interdisziplinäre Forschungen leisten kann.

Verschiedene Forschungszugänge

Um dieses Potenzial zu aktivieren, müsse vor allem die Kommunikation untereinander angepasst werden, da in den verschiedenen Disziplinen auch unterschiedliche Denkweisen herrschen.

Kinder-Kurlanda veranschaulichte das anhand ihrer Erfahrungen als Sozialwissenschafterin, die mit Informatikern kooperiert: "Die Informatiker waren in der Lage, eine Annahme über den Zustand der Welt zu akzeptieren und davon ausgehend eine Theorie oder ein System zu entwickeln. Aus der Perspektive der Sozialwissenschaften war es essenziell, zu dekonstruieren und den Diskurs und den Aufbau solcher Annahmen zu verstehen."

Wenn man aber eine gemeinsame Grundlage finde, könne das sehr produktiv sein — für die laufende Forschung, aber auch darüber hinaus: Alle Beteiligten gehen in der Regel mit neuen Fragen an ihr nächstes Projekt heran.

Konkret für Forschungen im Bereich von Big Data sei dieser Zugang sehr fruchtbar: "Wir brauchen dafür diejenigen, die ein tiefes und theoretisch fundiertes Verständnis von spezifischen Bereichen der Gesellschaft besitzen, genauso wie diejenigen, die insgesamt ein fortgeschrittenes Wissen von komplexen Technologien und digitalen Methoden haben, zusammen."

Drohnenmanövrierung

Darüber, welche Forschungsprojekte am Wissenschaftsstandort Österreich gerade durchgeführt werden, gaben Informatikerinnen verschiedener Fachinstitute Aufschluss. Karin Anna Hummel vom Institut für Telekooperation an der Johannes-Kepler-Universität Linz berichtete über Drohnenmanövrierung, die auch innerhalb von Gebäuden zum Thema wird.

An der TU Wien wird daran gearbeitet, Software die Komplexität der menschlichen Sprache verständlich zu machen, wie Marta Sabou vom Institut für Informatik ausführte. Und Leila Taher vom Institut für Bioinformatik der TU Graz erklärte, auf welche Weisen mithilfe von Computern die menschlichen Gene analysiert werden.

Neben den vorgestellten Fortschritten wurde auch zur Vorsicht gemahnt: So verdeutlichte Elisabeth Oswald, Professorin für Cybersecurity am D!ARC, warum Verschlüsselungstechnologien nicht bloß die Experten angehen, sondern jede Person: Wir senden schließlich mit unseren Geräten tagtäglich Daten in die Welt hinaus.

Aber die Server, auf denen diese Informationen landen, sind regelmäßig Hackerangriffen ausgesetzt. Solche Attacken werden aber nicht nur als digitale Kriegsführung verübt, sondern auch, weil Datendiebstahl längst ein nicht zu vernachlässigendes Business ist.

E-Mails auf dem Schwarzmarkt

Die Wissenschafterin zeigte anhand von Preislisten aus dem Dark Web, dass große Datenmengen schon für kleines Geld erhältlich sind: Eine Ladung von 380.000 österreichischen E-Mails gibt es dort zum Preis von zehn Dollar. Und dabei handelt es sich nur um eine von zahlreichen Gefahren für unsere persönlichen Daten. Schutz davor gebe es nur, wenn man seine Informationen entsprechend tarne, sagt Oswald: "Starke Verschlüsselung ist der einzige Weg, die individuelle Privatsphäre zu schützen."

Einen anderen Ansatz zum Schutz von Daten stellte Andreas Uhl vom Institut für Computerwissenschaften der Universität Salzburg vor. Hier setzt man auf Biometrie: Mithilfe von Infrarotlicht lassen sich die Muster unserer Blutgefäße scannen.

Uhl und sein Team beschäftigen sich damit, wie sich solche Scans eines Fingers oder der Netzhaut im Auge nutzen lassen, um sich zu identifizieren. Es ist etwa vorstellbar, dass man am Bankomaten bald keinen PIN-Code mehr braucht, sondern sich mit diversen Körperteilen ausweist. Wer sicher bleiben will, wird also auch in Zukunft die Augen offen halten müssen. (Johannes Lau, 27.6.2021)