Natascha Kampusch spricht im Film "#dreckshure" über ihre Erfahrungen mit Hassnachrichten – zu sehen am Mittwoch um 21.50 Uhr auf Arte.

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Anfangs gab es noch Mitleid und Betroffenheit, bald danach aber sehr viel Hass und jede Menge Verschwörungstheorien: Natascha Kampusch konnte sich 2006 aus ihrer zehnjährigen Gefangenschaft befreien. 15 Jahre später sitzt die 33-Jährige im Fernsehstudio und spricht sichtlich betroffen über die Drohungen von damals, die nie aufgehört haben.

"Man sollte dich töten, verschleppen oder vergewaltigen", bekam sie immer wieder zu lesen und zu hören, sagt Kampusch heute: "Aber das kennt jede Frau."

Die Wienerin, die ihre Erfahrungen mit Cybermobbing 2019 in Buchform veröffentlicht hat, ist eine der Protagonistinnen, die in der französischen Doku #dreckshure zu Wort kommen, um über ihre Erlebnisse mit Gewalt im Internet zu sprechen – zu sehen ist sie heute, Mittwoch, um 21.50 Uhr auf Arte.

Sexualisierte Gewalt

Die Behörden schauen bei Hasskommentaren oft nur zu, die Gesetze hinken noch immer nach. Laut einer Studie wurden weltweit 73 Prozent der Frauen im Netz mit einer Gewalterfahrung konfrontiert. Die meisten Attacken richten sich auf das Körperliche. Frauen werden 27-mal häufiger belästigt als Männer.

Alice Barbe ist eine davon. Die Chefin eines Emigrantenhilfsvereins bekam innerhalb von zwei Stunden 360 Todes- und Vergewaltigungsdrohungen mit rechtsextremen Inhalten, erzählt sie. Sie erstattete Anzeige. Verurteilt wurden letztendlich nur sechs Personen. Das Schockierendste: "Das waren ganz normale Durchschnittsbürger." Der Cyberhass als gesamtgesellschaftliches Phänomen, das viel breiter ist, als es in der öffentlichen Debatte dargestellt wird. Der Film bringt das mit schockierenden Beispielen wieder aufs Tapet. Heftig! (Oliver Mark, 23.6.2021)