Mehr als die Hälfte der Beschäftigten denkt, dass Mitarbeiterüberwachung negative Auswirkungen auf die Stimmung und Arbeitsmoral im Unternehmen hat.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Der Einsatz von Tools zur Mitarbeiterüberwachung hat sich seit der Pandemie verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Unternehmenssoftware-Vergleichsplattform Getapp von Mai 2021. Befragt wurden mehr als 700 Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigte aus Deutschland. Während zehn Prozent der Befragten angeben, dass die Überwachungstools schon vor der Pandemie genutzt wurden, fand die Einführung bei weiteren elf Prozent erst während der Corona-Krise statt.

Zwei Drittel – und somit der Großteil der Befragten – werden zwar laut der Umfrage nicht bei der Arbeit überwacht, weitere 13 Prozent geben jedoch an, nicht zu wissen, ob sie von Mitarbeiterüberwachung betroffen sind oder nicht. 90 Prozent der Überwachten wurden entweder mündlich oder schriftlich informiert, eine Einverständniserklärungen haben jedoch nur weniger als ein Drittel unterzeichnet. Jede und jeder Zehnte gaben außerdem an, gar nicht informiert worden zu sein. In Deutschland wie in Österreich ist laut Arbeitsrecht jedoch die Kenntnisnahme der Beschäftigten für die Zulässigkeit der Überwachung entscheidend. Das heißt, Mitarbeitende müssen über Maßnahmen informiert werden und diesen auch ausdrücklich zustimmen.

Zustimmung haben die meisten Beschäftigten für Kontrollmaßnahmen in puncto Anwesenheitserfassung (44 Prozent), gefolgt von Zeit- und Arbeitslastmanagement (37 und 33 Prozent) gegeben. Der Überwachung von Computeraktivitäten, des Arbeitsbereichs sowie aktiver und inaktiver Zeiten sowie der digitalen Kommunikation haben immerhin mehr als ein Zehntel zugestimmt.

Unter Druck

Die Stimmung der Beschäftigten ist eindeutig: Die Mehrheit der Angestellten (62 Prozent) findet, dass Mitarbeiterüberwachungs-Tools allgemein negativ für das Unternehmen sind. Ebenso viele Beschäftigte geben an, dass sie der Überwachung nicht zustimmen würden, wenn sie die Wahl hätten. Für knapp ein Drittel wäre der Einsatz von Überwachungssoftware im Unternehmen sogar ein Kündigungsgrund.

Die größten Bedenken haben Beschäftigte vor allem in Hinblick auf das Eindringen in ihre Privatsphäre, gefolgt von negativen Auswirkungen auf das Vertrauen und die Arbeitsmoral, sowie gestiegenen Druck im Arbeitsalltag. Ebenso spielt die fehlende Einhaltung von Datenschutzrichtlinien für 40 Prozent der Beschäftigten eine Rolle.

Auch bei jenen Befragten, die angeben, überwacht zu werden, fällt die Bilanz wenig positiv aus: Zwei Drittel geben an, dass sie sich unter Druck gesetzt gefühlt haben, die Mitarbeiterüberwachung durch ihren Arbeitgeber zu akzeptieren. Nur etwas mehr als ein Viertel haben zugestimmt, weil sie es wollten. Knapp die Hälfte der Befragten denken außerdem, dass das eigene Unternehmen gegen Gesetze verstoßen würde, um Angestellte zu überwachen, die im Homeoffice arbeiten.

Fehlendes Vertrauen

Die Ergebnisse stehen damit in starkem Widerspruch zur notwendigen Vertrauensbasis für Remote-Work – und auch zu der Einschätzung der Beschäftigten. Denn die große Mehrheit ist der Meinung, im Homeoffice genauso produktiv (55 Prozent) wie im Büro oder sogar produktiver (32 Prozent) als dort zu arbeiten. Lediglich 13 Prozent geben an, in den eigenen vier Wänden weniger produktiv zu sein.

Doch die Kontrolle hat laut der Umfrage nicht nur schlechte Seiten: Vorteile sehen Beschäftigte vor allem darin, dass Arbeitgeber einen besseren Einblick in den täglichen Geschäftsbetrieb haben, dass Fehler behoben werden können, bevor sie schwerwiegend werden und die Mitarbeitende einen Nachweis für ihre getätigte Arbeit haben. Überstunden und einer ungerechten Verteilung der Arbeitslast im Homeoffice könnte laut einem Drittel der Befragten somit besser entgegengewirkt werden. (red, 23.6.2021)