Sabine und Christoph Bennett wohnen seit fünf Jahren auf sehr wenig Platz in Niederösterreich. Ihre Reduktion hat ein Jahr gedauert. Mittlerweile gibt es aber schon neue, noch mobilere Pläne.

"Wir wohnen seit fünf Jahren auf 26 Quadratmeter Wohnfläche. Für ein Tiny House ist das eigentlich ziemlich groß. Von stylishen Häuschen, wie man sie aus dem Internet kennt, sind wir weit weg, weil wir jeden Zentimeter genutzt haben. Aber dafür haben wir Dinge, die in jedem anderen Haushalt zu finden sind: Eiskasten, Geschirrspüler und Waschmaschine zum Beispiel. Natürlich muss man auf wenig Platz auf manches verzichten. Aber da kann jeder Prioritäten setzen.

Seit fünf Jahren wohnen Sabine und Christoph Bennett mit Hündin Chiara kompakt.
Foto: Pilo Pichler

Uns war ein großes Bett wichtig, dafür haben wir keine Couch. Wir waren mit unserem Haus relativ lange auf der Suche nach einem passenden Grundstück. Anfangs hatten wir Pech, dafür haben wir jetzt ein perfektes Fleckchen bei einem Bauernhof bei St. Pölten gefunden.

Wie wir aufs Tiny House gekommen sind? Ich möchte unbedingt mal in Kanada leben und arbeiten. Sabine ist bei solchen Abenteuern eher ängstlich, sie wünscht sich ein Dach über dem Kopf. Das Gute am Tiny House ist, dass man es bei einem Umzug mitnehmen kann.

"Irgendwann haben wir aufgehört, das Haus als Tiny House zu bezeichnen. Jetzt ist das einfach nur mehr unser Haus, in das wir gern nach Hause kommen", sagen die Bennetts.
Foto: Pilo Pichler

Aber wir haben in unserer früheren 83-Quadratmeter-Wohnung in Hagenbrunn auch irgendwann erkannt, dass wir eigentlich nicht so viel brauchen. Ein Jahr lang haben wir uns dann reduziert, bevor wir umgezogen sind. Wir haben ganz viel Sammelklimbim verkauft, gespendet oder hergeschenkt. Von meiner Schallplattensammlung konnte ich mich nicht trennen, die lagert jetzt bei den Schwiegereltern.

Die Star Wars-Figur aus meinen Kindertagen habe ich mitgenommen. Auch sonst ist alles, worauf wir nicht verzichten wollten, noch da. Wir haben in Wahrheit immer noch zu viel Kleidung und Krimskrams für unsere Hündin Chiara. Sie ist die Einzige, die mit dem Tiny House nicht ganz glücklich ist. Ihr fehlt ihr Rückzugsort, daher haben wir ihr ein paar Bereiche geschaffen.

Hündin Chiara braucht ihre Rückzugsorte im Tiny House.
Foto: Pilo Pichler

Bei der Planung unseres Hauses haben wir uns viel von der Tiny-House-Bewegung in den USA abgeschaut. Heute würden wir manches anders machen. So geht es aber vermutlich jedem Häuslbauer. Wir haben zum Beispiel zwei Eingänge, die zweite Tür aber noch nie geöffnet. Ursprünglich hatten wir auch einen ausklappbaren Esstisch. Das war uns aber zu wackelig, daher haben wir uns einen kleinen Tisch und zwei Sitzkisten gebaut.

Voriges Jahr haben wir uns außerdem für eine Klimaanlage entschieden. Wir waren immer dagegen, aber die Sommer sind in so einem kleinen Haus wirklich heiß. Damit ausgesöhnt hat uns, dass das mit der Photovoltaik auf dem Dach energietechnisch ein Nullsummenspiel ist. In unserer Speicherbatterie können wir zehn Kilowatt speichern. An Sonnentagen sind wir also energieautark.

Der große Traum ist für die Bennetts Nordamerika.
Foto: Pilo Pichler

Die Decke fällt uns hier nie auf den Kopf. Unser Wohnen funktioniert für uns auch nach fünf Jahren noch. Wir sind eine Seltenheit, das wissen wir. Natürlich braucht es ein wenig Rücksicht, etwa wenn jemand telefonieren muss. Das ist aber kein Problem, weil wir ohnehin viel draußen sind. Darum haben wir uns heuer auch einen kleinen Anbau gebaut, der uns vor dem Wetter schützt.

Irgendwann haben wir aufgehört, das Haus als Tiny House zu bezeichnen. Jetzt ist das einfach nur mehr unser Haus, in das wir gern nach Hause kommen. Wohnen ist, wo wir gemeinsam sind. Ursprünglich haben wir ja immer von einem Grundstück im Nirgendwo geträumt. Die Realität schaut nun ein wenig anders aus. Aber das hier ist eine supernette Ortschaft mit einem tollen Vermieter, mit dem wir wahnsinniges Glück hatten.

Im Tiny House wird jeder Zentimeter genutzt.
Foto: Pilo Pichler

Die Leute im STANDARD-Forum scheinen ja oft zu glauben, dass Tiny Houses eine Spielerei für Superreiche sind. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Wir wollen zum Wohnen nicht drei Jobs brauchen. Es soll ja nicht jeder im Tiny House wohnen. Aber es ist eine schöne Option. Noch dazu eine, bei der man weniger Zeit zum Putzen braucht als in einem 200-Quadratmeter-Haus – und mehr Zeit draußen verbringen kann.

Der einzige Wermutstropfen: Der Unternehmer, der unser Haus gebaut hat, hat ziemlich gepfuscht. Etwa 80.000 Euro haben wir in unser Haus investiert, doch wir werden es damit sicher nicht nach Kanada schaffen. Nun haben wir einen neuen Plan: Wir wollen einen Reisebus umbauen, mit dem wir erst durch Europa, dann durch Kanada fahren. Wann es losgehen soll? So bald wie möglich." (28.6.2021)