Es gebe unzählige Mythen rund um das Thema Homeoffice. Mit diesen Worten eröffnete Sophie Karmasin, Geschäftsführerin von Karmasin Research & Identity, ihren Einstieg in das Wohnsymposium.

"Homeoffice war super, aber jetzt alle wieder zurück ins Büro: Das stimmt so nicht." Das Homeoffice sei gekommen, um zu bleiben; rund 66 Prozent der Unternehmen, die in der Pandemie auf das Arbeiten von daheim aus gesetzt haben, würden dieses Konzept auch gerne in Zukunft fortsetzen.

Ulrike Zartler: "Homeoffice muss man sich erst einmal leisten können."
Foto: Newald

Und auch von Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerseite hätte es viele positive Rückmeldungen gegeben, 67 Prozent der Befragten sprachen von guten Erfahrungen. "Das hat allerdings immer etwas mit dem Kontext zu tun. Wer arbeitet daheim, für wie lange und wo? Wir dürfen nicht vergessen, dass Menschen mit Behinderungen oder junge Menschen, die in ein Unternehmen einsteigen, dadurch auf der Strecke bleiben können."

Des Weiteren sei das Homeoffice ein Brennglas der Geschlechterverteilung. "In einer Familie haben meist die Männer den eigenen Raum, den eigenen Schreibtisch, den eigenen PC."

Zu wenig Regelungen

Ein Aspekt, den auch Ulrike Zartler, Professorin für Familiensoziologie an der Universität Wien, hervorhob. "Ich muss meine Arbeitszeiten von den Arbeitszeiten meines Mannes abhängig machen", zitierte sie die Aussage einer Befragten aus ihrer aktuellen Studie. Oft gebe es in Familien nicht genügend Laptops, nicht genügend Platz, damit alle gleichzeitig und vernünftig arbeiten könnten. Hinzu komme die Aufgabe des Homeschoolings oder der Kinderbetreuung, die auch meist den Frauen überlassen würde.

Gleichzeitig habe das Homeoffice die soziale Ungleichheit verstärkt, betont Zartler: "Homeoffice muss man sich erst einmal leisten können." Denn viele Familien hätten mit mehr Kosten zu kämpfen: Ausstattung, Versorgung und sogar mit höheren Heizkosten, wenn man den ganzen Tag zu Hause ist. Für all das gebe es derzeit zu wenig Regelungen. (poll, 26.06.2021)