Foto: D&D: Dark Alliance
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Baldur’s Gate, Forgotten Realms, Icewind Dale: Diese Namen bringen die Augen von Rollenspielfans zum Leuchten. Und das nicht nur bei Computerspielerinnen und -spielern: Dungeons & Dragons, das wohl berühmteste und zugleich älteste Pen & Paper-Rollenspielsystem, hat Millionen Menschen begeistert und mit seinen Fantasy-Abenteuern zum Träumen gebracht, und das seit 1974.

Auch auf den digitalen Spielgeräten steht D&D für Qualität: Spätestens seit der Gold-Box-Reihe in den späten Achtzigern gibt es das Rollenspielsystem auch auf dem Bildschirm, mit den um die Jahrtausendwende entstandenen und heiß verehrten BioWare-Klassikern Baldur’s Gate und seinen Nachfolgern verbinden viele Games-Veteranen nur Gutes.

Dark Alliance

Wenn also ein Spiel die verheißungsvollen zwei Ds im Titel hat, ist die Erwartungshaltung groß. Das soeben veröffentlichte Dungeons & Dragons: Dark Alliance heftet sich stolz das Spielsystem und noch dazu berühmte Figuren aus den dazugehörigen Romanen des US-Fantasy-Großmeisters R. A. Salvatore auf seine Fahnen; wer allerdings auf ein episches, komplexes Rollenspiel gehofft hat, wird enttäuscht. Dark Alliance ist vielmehr die späte Fortsetzung eines vor 20 Jahren nur für Konsolen erschienenen Koop-Actionspiels. Baldur’s Gate: Dark Alliance und sein Nachfolger wurden positiv aufgenommen – den Kultstatus der isometrischen Rollenspielreihe konnte das vergleichsweise simple Koop-Actionspiel damals aber nicht erreichen.

Slashen, Hacken, Loot einstecken

Dungeons & Dragons: Dark Alliance bleibt seinen Namensvorgängern treu, versetzt die Handlung aber von Baldurs Tor in den kalten Norden, nach Icewind Dale. In Gestalt von vier ikonischen Fantasyhelden aus den umfangreichen Forgotten-Realms-Romanen Salvatores – am bekanntesten darunter wohl der Dunkelelf Drizzt Do'Urden – treten Spielerinnen und Spieler allein oder gemeinsam von einem sicheren Hub aus den Kampf gegen eine Unmenge an Fantasy-Monstern an. Der Fokus liegt dabei auf actionreichen Kämpfen und dem Sammeln möglichst raren und damit mächtigen Loots.

Jeder der vier spielbaren Helden spielt sich den unterschiedlichen Klassen gemäß recht unterschiedlich, am effektivsten prügelte s sich allerdings gemeinsam, wenn mächtige Kombi-Attacken zum Einsatz kommen. In den jeweiligen Missionen haben Spielerinnen und Spieler die Wahl, an bestimmten Punkten selbst Speicherpunkte zu setzen, an denen auch Ressourcen wieder aufgefrischt werden können: Wer das Risiko eingeht, auf Rast zu verzichten, darf sich auf bessere Loot-Drops freuen.

Regelmäßig prüfen riesige Bossmonster unser Können, in der Basis stehen Aufleveln, Ausrüsten und andere administrative Aufgaben an. Wer ohne echte Mitspielerinnen oder -spieler ins Abenteuer startet, hat es zum Teil deutlich schwerer.

Was ist gelungen?

Ein neues Abenteuer in der Welt der Forgotten Realms ist für viele ein bisschen wie Heimkehr, umso mehr, wenn unter Umständen heiß geliebte Romanhelden darin ihren Auftritt haben. Die Handlung siedelt sich elegant zwischen den Büchern an und wird Fans gut unterhalten, und auch in Sachen Präsentation weiß Dark Alliance immer wieder zu überzeugen. Vor allem die Locations beeindrucken durch Größe und gelungene Atmosphäre, und das Bestiarium, das sich den Helden in den Weg stellt, ist ebenso farbenfroh wie abwechslungsreich.

Vor allem im Koop mit echten Menschen spielt das Game seine Stärken aus: Der gemeinsame, durchwegs rasante Kampf gegen die Monstermassen macht besonders auf höheren Schwierigkeitsstufen Spaß. Das originelle Rast-System sorgt bei erhöhtem Risiko für zunehmend spannende Expeditionen, bei denen echte Kooperation überlebenswichtig ist.

Was ist weniger gelungen?

Hack&Slash-Games und Brawler stehen und fallen mit der Qualität ihrer Kampfmechaniken, und hier erlaubt sich Dark Alliance leider höchst ärgerliche Schnitzer. Vor allem die Kamera, die sich eher mühsam und manchmal durchaus fehleranfällig kaum von direkt hinter den Helden wegbewegen lässt, macht manche Kämpfe vom blutigen Actionfeuerwerk zum ärgerlichen Ringen mit dem richtigen Sichtwinkel. Manche Animationen wirken dabei eher unfreiwillig komisch. Wer die Eleganz und Raffinesse der From-Software-Spiele, den Abwechslungsreichtum eines Devil May Cry oder auch nur das solide Mittelmaß des Kampfsystems von The Witcher 3 gewohnt ist, wird hier nicht glücklich werden.

Dass auch die KI der Gegner dabei weit hinter den genannten anderen Spielen zurückbleibt, ist angesichts der oft frustrierenden Steuerungsprobleme schon fast wieder ein Vorteil. Dass sich vor allem große Gegner aber ohne mit der Wimper zu zucken von außerhalb der Aggro-Range seelenruhig mit Pfeilen spicken lassen oder auch schon mal geduldig in Lebensenergie absaugenden Eisfallen auf den Tod warten, trägt wenig zur Immersion bei.

Solospielenden muss generell von Dark Alliance abgeraten werden: Ohne Freundinnen oder Freunde, die mit ins Abenteuer starten, kommt kaum Stimmung auf.

Fazit

Seit dem großen Arcade-Klassiker Gauntlet ist das gemeinsame Besiegen hunderter Fantasy-Monster ein verlässlicher Garant für nicht kaputt zu kriegenden Spielspaß, und auch Dark Alliance eignet sich vor allem zu viert durchaus als sommerliche Ablenkung von der Hitzewelle. D&D-Fans, die es einmal ein bisschen weniger komplex wollen, finden hier einiges, was sie erfreuen wird.

Ein wenig schade um das spektakuläre Setting und den großen Franchise-Namen ist es aber trotzdem. Dungeons & Dragons: Dark Alliance ist letztlich ein zutiefst mittelmäßiges Spiel, das unter seinen Möglichkeiten bleibt. (Rainer Sigl, 27.6.2021)