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Laut Ampel-Kommission könne die Ausbreitung der Delta-Variante nicht wirklich seriös eingeschätzt werden, weil die Basis dafür PCR-Tests bilden, die nur in Wien flächendeckend durchgeführt werden.

Foto: YOAN VALAT

Wien – Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich auch in Österreich weiter aus. Diese ansteckendere und wohl gefährlichere Mutation wurde bereits mehr als 360-mal festgestellt. Das geht aus dem aktuellen Variantenbericht der Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) hervor.

Der Ages-Bericht hat die Nachweise bis Dienstag, 22. Juni, abgebildet. In Summe waren es bis zu diesem Zeitpunkt 361 Fälle. Diese Zahl ist jedoch bereits überholt, allein Niederösterreich meldete am Mittwoch 18 neue Fälle. Die meisten Fälle wurden laut Ages mit 256 in Wien festgestellt. Allerdings werden auch nur in der Bundeshauptstadt die verlässlichen PCR-Tests großflächig eingesetzt. Für Kärnten und Vorarlberg wurden zu dem Zeitpunkt noch keine Fälle ausgewiesen.

Allerdings hieß es mittlerweile aus den beiden Bundesländern, dass auch dort bereits Delta-Mutationen festgestellt wurden, zuletzt etwa drei in der Vorwoche in Kärnten, dazu kommen weitere Verdachtsfälle. In Vorarlberg gab es am Mittwoch 28 bestätigte Fälle von Infektionen mit der Delta-Variante. Das bestätigte die Landespressestelle auf APA-Anfrage.


Mangel an PCR-Tests

Vonseiten der Ampel-Kommission hatte es zuletzt geheißen, dass die Ausbreitung der Delta-Variante zurzeit nicht wirklich seriös eingeschätzt werden könne. Denn Basis für die Sequenzierungen sind PCR-Tests, die nur in Wien flächendeckend durchgeführt werden. Zuletzt waren es in der Bundeshauptstadt 20.000 PCR-Analysen je 100.000 Einwohner, während es im nächstfolgenden Bundesland Niederösterreich gerade einmal 1.559 waren.

Die dominanteste Mutation in Österreich ist weiterhin B.1.1.7 (Alpha). Sie wurde bis zur Vorwoche bereits 131.457-mal festgestellt. Dass die Delta-Variante dennoch auf dem Vormarsch ist, wird durch den Wochenvergleich deutlich. In der letzten Maiwoche wurden 18 Fälle festgestellt, die Woche darauf waren es bereits 42, und zwischen 7. und 13. Juni gab es bereits 153 Nachweise. Für die Vorwoche listete die Ages 131 bestätigte Fälle auf.

EU-Gesundheitsbehörde rechnet mit Ausbreitung

Nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC wird sich die Variante im Laufe des Sommers deutlich in ganz Europa ausbreiten. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Delta-Variante während des Sommers stark zirkulieren wird", erklärte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Dies gelte ganz besonders für Jüngere, die nicht zu den Zielgruppen der Impfkampagnen gehörten. Ein großes Risiko dabei sei, dass sich stärker gefährdete Personen anstecken und einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf erleben oder sterben könnten, wenn sie nicht vollständig geimpft seien.

Den verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge sei die Delta-Variante um 40 bis 60 Prozent übertragbarer als die zunächst in England aufgetretene Alpha-Variante, erklärte die in Stockholm ansässige Behörde. Sie rechnet deshalb damit, dass schon Anfang August 70 Prozent aller Corona-Neuinfektionen in der Europäischen Union und den mit ihr verbundenen Ländern Norwegen, Island und Liechtenstein auf Delta zurückzuführen sein werden. Ende August dürften es dann bereits 90 Prozent sein.

"Delta-Plus" bereitet Indien Sorgen

Die Delta-Variante B.1.617 (mit den Untervarianten B.1.617.1, B.1.617.2 und B.1.617.3) war zuerst im indischen Bundesstaat Maharashtra identifiziert worden und verbreitete sich dort stark. Inzwischen ist man in Indien jedoch schon wieder über eine neue Variante besorgt: Die "Delta plus"-Variante soll besonders ansteckend sein und stärker an Lungenzellen binden, hieß es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums in Neu-Delhi. Wissenschafter sagen allerdings, dass es dazu noch wenig Daten gebe.

Bei der auch als B.1.617.2.1 oder AY.1 benannten Variante handelt es sich um die Delta-Variante mit der zusätzlichen Spike-Mutation K417N, die auch in der zunächst in Südafrika entdeckten Beta-Variante vorgekommen ist. Inzwischen seien rund 40 "Delta plus"-Fälle in drei indischen Bundesstaaten sowie weitere Fälle in neun anderen Ländern erfasst worden, teilte der Gesundheitsminister am Mittwoch mit. Genannt wurden unter anderem die USA, China und Russland sowie die Schweiz, Polen, Portugal und Großbritannien.

Fallzahlen in Indien im Sinken begriffen

Zuvor war die indische Regierung kritisiert worden, dass sie die Gefahr der ursprünglichen Delta-Variante, die zunächst in Indien entdeckt worden ist und mit der heftigen zweiten Welle im April und Mai in dem Land in Verbindung steht, zu spät erkannt habe. Inzwischen sind die offiziellen Corona-Fallzahlen wieder deutlich gefallen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfolgt "Delta plus" derzeit als Teil der Delta-Variante. Noch scheine diese Variante nicht besonders weit verbreitet zu sein. (APA, red, 23.6.2021)