Schnappschuss aus Peking: Ein Mann ruht sich an einer Mauer mit Gemälde aus.

Tausende von Expats verließen China im März des vergangenen Jahres – in der Hoffnung innerhalb weniger Monate zurückkehren zu können. Noch immer warten viele von ihnen jedoch vergeblich darauf, an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu können. Die anderen, die noch in China sind, würden gerne einmal für ein paar Wochen auf Heimaturlaub – wagen es aber nicht wegen der strengen Quarantänevorschriften bei der Wiedereinreise nach China.

Unter den westlichen Expats kursieren zahlreiche Horrorgeschichten von Einreisenden, die trotz Impfung positiv getestet wurden und bis zu fünf Wochen in chinesischen Krankenhäusern und Quarantäne-Einrichtungen verbringen mussten.

Dass sich daran so schnell nichts ändern wird, hat die chinesische Regierung diese Woche klargemacht: Noch mindestens ein Jahr sollen die Reisebeschränkungen gelten. Noch vor einigen Monaten war vom Frühjahr 2022 die Rede gewesen.

Olympische Winterspiele in Peking

Grund dafür dürften mehrere Faktoren sein: Zum einen stehen dem Land in den kommenden Monaten einige wichtige Ereignisse bevor. Im Februar 2022 sollen in Peking die Olympischen Winterspiele stattfinden. Noch wichtiger: Innerhalb der kommunistischen Partei kommt es am Ende dieses Jahres zu einer Ämterübergabe im großen Stil, die so nur alle zehn Jahre stattfindet. Riskieren will man dabei nichts.

Die Verlängerung der Einreisebeschränkungen dürften auch damit zu tun haben, dass sich die chinesischen Impfstoffe als immer ineffizienter entpuppen. Auf den Seychellen, in Bahrain, der Mongolei und in Chile wurden bis zu 60 Prozent mit chinesischen Impfstoffen geimpft – in all diesen Ländern steigen die Covid-Zahlen derzeit massiv. Der chinesische Impfstoff scheint zwar schwere Krankheitsverläufe unwahrscheinlicher zu machen, Geimpfte können aber anscheinend noch weiter ansteckend sein.

Neuinfektionen im Süden

Auch im eigenen Land wird Corona derzeit wieder zu einem größeren Problem: Derzeit meldet China wieder Neuinfektionen aus dem Süden. Flüge zwischen Shenzhen in der Provinz Guangdong und Peking wurden deshalb bis zum 1. Juli suspendiert, weitere von Shenzhen nach Schanghai oder Chengdu stark eingeschränkt. Auch die Metropole Guangzhou soll von dem Ausbruch betroffen sein. Gemeldet wurden wie immer die obligatorischen 15 bis 30 Infektionen am Tag, was darauf schließen lässt, dass die tatsächlichen Fallzahlen weitaus höher liegen.

Der Ausbruch in Südchina hat auch Auswirkungen auf den Welthandel. Der Yantian-Hafen von Shenzhen ist der größte Containerterminal der Volksrepublik. Dort war wegen eines Corona-Ausbruchs unter Dockarbeitern im Mai für sechs Tage der Betrieb stark eingeschränkt worden.

Auswirkungen auf die internationale Schifffahrt

Durch die Verzögerung ist nun ein Rückstau entstanden, der sich auf die internationale Schifffahrt auswirkt. Erst nach und nach können die Hafenarbeiter zurück an ihre Arbeitsplätze. In der Zwischenzeit aber haben sich Schiffe und ihre Ladungen im Hafen gestapelt. Die Lage an einem der "Flaschenhälse des Welthandels" erinnert an die Situation im Suezkanal, wo im März das Containerschiff Ever Given tagelang die Fahrtrinne und damit Importe aus Asien blockierte, weil es sich quergestellt hatte. (Philipp Mattheis, 24.6.2021)