Als Donald Trump vom ägyptischen Präsidenten Abdelfattah al-Sisi als seinem "Lieblingsdiktator" sprach, war ein Gemisch aus Bruhaha und wissendem Nicken die Folge: Was der damalige US-Präsident ungeniert aussprach, gilt in Wahrheit für die halbe Welt. Gerade die österreichische Regierung folgt freudig dem ägyptischen Narrativ, dass jeder, der gegen das Regime in Kairo opponiert, dem Terroristen- und Muslimbrüder-Dunstkreis zuzuordnen ist. Die sind die Bösen, also müssen die anderen eh ganz okay sein.

Der ägyptische Präsidenten Abdelfattah al-Sisi.
Foto: imago/Christian Spicker

Bis ein grelles Schlaglicht auf die ägyptischen Verhältnisse fällt, weil es quasi einen von uns erwischt: einen ägyptischen Studenten an der in Wien angesiedelten renommierten Central European University (CEU), der im Februar bei einem Besuch in Kairo verhaftet und jetzt zu offenbar nicht anfechtbaren vier Jahren Haft verurteilt wurde. Sein "Verbrechen" hängt klar mit seinem Forschungsgegenstand, weibliche Reproduktionsrechte in Ägypten, zusammen.

"Unser" Samir Ahmed Santawy ist kein Einzelfall. Patrick Zaky, Universität Bologna, forschte zu Genderfragen und Menschenrechten, er wurde bereits 2020 verhaftet. Aber auch Ausländer sind nicht immun: Der Italiener Giulio Regeni bezahlte seine Recherche über ägyptische Gewerkschaften 2016 mit dem Leben. Zehn Jahre nach dem Arabischen Frühling gilt: Sich wissenschaftlich mit der Gesellschaft oder der Politik Ägyptens zu befassen kann Freiheit oder Leben gefährden. (Gudrun Harrer, 23.6.2021)