Money, money, money.

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Natürlich ist es löblich, dass Manuel Neuer eine Regenbogenkapitänsbinde trägt. Genauso verdient es Respekt, dass sich der niederländische Kapitän Georginio Wijnaldum mit einer "One Love"-Schleife im Achtelfinale in Budapest den Anfeindungen tausender ungarischer Rechtsaußen-Fans aussetzt. Es ist gut, dass es von offiziellen Stellen Widerstand gegen den Uefa-Beschluss gibt. 2021 sollte man nicht mehr darüber diskutieren müssen, dass LGBTQI-Personen die gleichen Rechte wie Heterosexuelle haben.

Geldmaschinerie

Aber all das kann nicht über das große Ganze hinwegtäuschen: Der Spitzenfußball ist längst eng mit Geldgebern verbandelt, die das hiesige Verständnis von Menschenrechten nicht teilen. Mit Bayern München fährt Neuer regelmäßig auf Wintertrainingslager in Katar, ohne einen Mucks zu machen. Auf Homosexualität steht dort eine Gefängnisstrafe.

Der italienische Supercup wurde 2019 und 2020 in Saudi-Arabien ausgespielt, dort werden Schwule gemäß Gesetz ausgepeitscht. Nicht nur, aber auch im Fußball hat man mitbekommen, dass sich Großevents besser von Autokratien ausrichten lassen. Deren Chefs freuen sich, ihren Günstlingen für den Stadionbau Unsummen rüberzuschieben, zivile Initiativen gegen die Sportspektakel werden zum Schweigen gebracht, zur Not gibt es bei der Vergabe versteckte Zuwendungen.

Und erlassen viele europäische Länder in einem verheerenden Corona-Winter Reisebeschränkungen, um Leben zu retten – dann spielt man die Fernsehmilliarden eben in der Puskás Aréna ein, in der Liverpool und Leipzig neben geschlossenen Kindergärten und Geschäften ihr Champions-League-Achtelfinale erledigen können.

Auch viele der Hauptsponsoren haben alles andere als weiße Westen – aber es sind eben diese Unternehmen, die 2021 das Geld haben. Wollte der Spitzenfußball eine moralische Instanz sein, müsste er darauf verzichten. (Martin Schauhuber, 23.6.2021)