Gernot Blümel ist der Idealtypus des türkisen Politikers. Unter der glatten, vordergründig höflichen Oberfläche schimmert die Verachtung für alles Nicht-Türkise durch. Auch bei harter Befragung wie zuletzt in der ZiB 2 verliert die türkise Spezies nicht oder nur ganz kontrolliert die Geduld. Man weiß ja: Türkis ist so turmhoch über allen gewöhnlichen Sterblichen, da kann man, muss man schon den Gelassenen geben, auch wenn man vor Wut kocht. Wozu hat man das Training gehabt.

Gernot Blümel ist der Idealtypus des türkisen Politikers.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Blümel ist in dem Sinn sogar noch türkiser als Kurz, der manchmal seine Verletzlichkeit als Mensch zulässt, etwa wenn er die Tränen seiner Mutter erwähnt, die sich so kränkt über die Grauslichkeiten der Opposition gegen ihren Sohn.

Nach normalen demokratischen Maßstäben ist Gernot Blümel natürlich längst rücktrittsreif. Ein Minister, den der Verfassungsgerichtshof mithilfe des Bundespräsidenten als Exekutor zwingen muss, Unterlagen an das Parlament herauszugeben, das hat die Republik noch nicht gesehen. Jetzt ist Alexander Van der Bellen erneut gefordert. Es kommt auf ihn an, ob er sich von einem Verantwortungsflüchter ("Meine Mitarbeiter haben eh ...") papierln lässt.

Nichts zugeben, jede berechtigte Frage umdrehen, mit eiserner Stirn alles aussitzen, das ist die Essenz von Türkis. Blümel hat allerdings ein Pech: Immer mehr Leute sehen ihm an, dass er sich für nichts interessiert außer für das türkise Machtprojekt. (Hans Rauscher, 23.6.2021)