Stetige Zahlungsströme entscheiden auch über das Überleben eines Betriebs. In der Pandemie haben viele Unternehmen ihre Zahlungsziele verlängert, um Kunden entgegenzukommen.

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Zahlungsausfälle. Kreditstundungen. Überbrückungshilfen. Lockdowns. Die vergangenen eineinhalb Jahre waren geprägt von einem finanziellen Durcheinander, durch das sich viele Unternehmer durchwursteln mussten. Doch wie sah es in Summe mit der Zahlungsmoral im Vorjahr aus? Wie stehen die Betriebe finanziell da? Diesen Fragen ist Intrum, ein international tätiger Dienstleister für Forderungsmanagement, nachgegangen und hat den siebenten "European Payment Report 2021" erstellt.

In Österreich wurden 240 Unternehmer befragt. Grob zusammengefasst zeigt sich, dass Österreichs Unternehmen mit Zuversicht und Mut durch die Corona-Krise gekommen sind. Jedes zweite Unternehmen konnte die Covid-Krise in puncto Umsatz gut überstehen. Und: Trotz möglicher und zu erwartender Umsatzrückgänge in den kommenden zwei Jahren blicken die heimischen Unternehmer nachgerade enthusiastisch in die Zukunft.

Die Details: Die 240 Unternehmen, die in Österreich befragt wurden, beschäftigten zu 54 Prozent bis zu 50 Mitarbeiter. Elf Prozent beschäftigen 50 bis 249 Mitarbeiter, und 35 Prozent haben mehr als 250 Mitarbeiter. Kreditausfälle sind im vergangenen Jahr zurückgegangen, was vielfach auf die staatliche Unterstützung zurückzuführen war.

Unsicherheiten bleiben

Verglichen mit 56 Prozent in der Umfrage des Vorjahres berichten aktuell nur 29 Prozent der österreichischen Unternehmen von einem Anstieg von Zahlungsausfällen in den vergangenen zwölf Monaten.

Führungskräfte in ganz Europa rechnen allerdings mit Unsicherheiten für die nächsten Jahre. Europaweit sagt etwa die Hälfte derjenigen, die einen Gewinnrückgang zu verzeichnen hatten, dass es mindestens bis 2022 oder 2023 dauern wird, bis sich das Geschäft wieder normalisiert. In Österreich sagen die 54 Prozent der Unternehmer. Zugleich sind die europäischen Unternehmen jedoch so zuversichtlich und enthusiastisch, was Wachstum und Zukunft angeht, wie seit vielen Jahren nicht mehr: Auch 43 Prozent der heimischen Betriebe teilen diese positive Stimmung.

Bei den als Reaktion auf die Covid-19-Krise ergriffenen Maßnahmen ergibt sich ein interessantes Bild: Vergleicht man europaweit die Antworten von KMUs mit jenen von Großunternehmen, zeigt sich, dass 40 Prozent der KMUs angeben, dass sie aufgrund der Krise die Digitalisierung ihres Unternehmens beschleunigt haben, während sich nur 19 Prozent der Großunternehmer entsprechend äußern.

Zahlungsfristen zu lang

Fristverlängerungen für die Bedienung von Krediten (25 Prozent KMUs, 14 Prozent Großunternehmen) und die Bitte an Lieferanten, längere Zahlungsfristen zu ermöglichen (24 Prozent KMUs, 15 Prozent Großunternehmen), spielten hingegen bei den kleinen und mittleren Betrieben eine größere Rolle, um durch die Krise zu kommen.

Bei den Großunternehmen waren dagegen die Streichung und Verschiebung strategischer Investitionen (29 Prozent), die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (21 Prozent) sowie der Personalabbau (16 Prozent) die meistgenannten Maßnahmen als Reaktion auf die Krise.

Einen Kriseneffekt gibt es auch in puncto Zahlungsfristen: Viele Unternehmer gaben an, aus ihrer Sicht zu lange Zahlungsfristen anderer Unternehmen zu akzeptieren, um der Beziehung mit den Klienten in einem ohnehin angespannten ökonomischen Umfeld nicht zu schaden.

Europaweit gaben 65 Prozent der KMUs an, im vergangenen Jahr solche überlangen Fristen von einem großen oder multinationalen Unternehmen akzeptiert zu haben, Großunternehmer stimmen derselben Aussage zu 55 Prozent zu.

Wachsende Unsicherheit

In Österreich geben 62 Prozent der Unternehmen an, dass die wachsende makroökonomische Unsicherheit sie im Vorjahr dazu veranlasst hat, ihre Zahlungsfristen für Lieferanten zu verlängern. Ein Jahr zuvor hatten sich nur 48 Prozent dementsprechend geäußert.

Zahlungsverzögerungen stellen aber auch eine Innovationsbremse für die Unternehmen dar. So geben 71 Prozent der Unternehmer an, dass das Streben nach Innovation per digitale Strategie durch schnellere Zahlungen der Konsumenten erleichtert werden würde. 70 Prozent würden sich von besserer Zahlungsmoral außerdem eine Verbesserung der eigenen Leistung in puncto Nachhaltigkeit erwarten. 69 Prozent der Befragten geben an, dass sie im Falle rascherer Zahlungen auch ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot erweitern könnten. (Bettina Pfluger, 24.6.2021)