Eine aktuelle Studie der Uni Graz will zeigen, wie Vorgesetzte die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice fördern können.
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Mehr als ein Drittel der Beschäftigten beschreibt ihren Gesundheitszustand als "weniger gut", weitere zehn Prozent sogar als "schlecht". Das ergibt eine gemeinsame Studie des Instituts für Psychologie an der Karl-Franzens-Universität Graz, dem Research-Team und Instahelp, einer Plattform für psychologische Online-Beratung. Anfang des Jahres wurden dafür 330 Personen aus fünf Unternehmen befragt, wobei mehr als die Hälfte von ihnen ausschließlich virtuell mit ihren Vorgesetzten in Kontakt war.

Die Studienautoren wollen vor allem zeigen, wie Führungskräfte die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten fördern können. Denn die Ergebnisse zeigen auch, dass Mitarbeitende weniger Stress empfinden und sich erholter fühlen, wenn ihre Führungskraft aktiv zuhört und gut führt. Dieser Effekt lässt sich sogar noch verstärken, wenn Führungskräfte und Mitarbeitende möglichst oft im Austausch sind.

"Die Studienergebnisse zeigen, dass aktives Zuhören der Führungskraft signifikant positiv mit der psychischen Gesundheit der Beschäftigten zusammenhängt. Je häufiger Mitarbeitende und Führungskräfte – auch virtuell – in Kontakt stehen, desto verbundener und näher fühlen sie sich", sagt Psychologin Anna Fuchs. Jeweils ein Drittel der Beschäftigten steht täglich oder mehrmals die Woche in Kontakt mit ihren Vorgesetzten. Weitere 30 Prozent jedoch nur einmal pro Woche oder alle zwei Wochen. Den Wunsch nach mehr Austausch gaben rund 20 Prozent der Befragten an, weniger Kontakt wollen hingegen nur rund vier Prozent.

Gesunde Arbeitsbedingungen

Obwohl die meisten Befragten davon ausgehen, dass ihre aktuelle Arbeitssituation aufgrund der Pandemie nur vorübergehend ist, würde mehr als die Hälfte der Beschäftigten auch künftig gerne regelmäßig von zu Hause arbeiten. Wer Mitarbeitende im Homeoffice führt, sollte deshalb darauf achten, dass deren Arbeitsbedingungen gesund sind. Dazu gehört laut den Studienautoren, dass die Erreichbarkeit klar geregelt und begrenzt wird, um ausreichend Zeit für Erholung zu schaffen. Ebenso sollten technische Unsicherheiten durch ungeeignete Ausstattung und schlechte Internetverbindung reduziert werden, um daraus resultierende Belastungen zu vermeiden.

Gesund zu führen bedeutet aber nicht nur, Mitarbeitende aktiv zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren, sondern auch genügend Freiräume zu geben und Leistungen anzuerkennen. "Nicht zu vergessen ist, dass Führungskräfte auch online eine Vorbildwirkung haben. Achten auch Sie als Vorgesetzte auf Ihre persönlichen Erholungsphasen, um die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen", sagt Paul Jimenez, Professor an der Universität Graz.

Tipps für Vorgesetzte im Homeoffice:

Die Studienautoren leiten aus den Ergebnissen folgende Handlungsempfehlungen für Führungskräfte ab:

  1. Achten Sie auf gesunde Arbeitsbedingungen
    Die erweiterte Erreichbarkeit kann besonders im Homeoffice eine große Belastung sein. Vereinbaren Sie gemeinsam eine Richtlinie, in welchem Zeitrahmen Anrufe angenommen und E-Mails beantwortet werden, um ausreichend Zeit für Erholung zu schaffen. Achten Sie auf eine faire Einteilung von Ressourcen, Aufgaben und Zeit innerhalb des Teams.
  2. Bleiben Sie regelmäßig in Kontakt
    Zeigen Sie aufrichtiges Interesse an den Anliegen der Mitarbeitenden und fragen Sie proaktiv nach Feedback. Planen Sie regelmäßige virtuelle Kontaktpunkte mindestens einmal pro Woche ein. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und ist eine zentrale Säule der virtuellen Führung.
  3. Seien Sie ein Vorbild
    Neben den beschriebenen Maßnahmen für gesunde Arbeitsbedingungen spielt auch die Vorbildwirkung von Führungskräften eine wesentliche Rolle. Als Vorgesetzte sollten Sie zeigen, wie Gesundheit am Arbeitsplatz gelebt wird – und sich auch selbst Zeit für Erholung nehmen. (red, 25.6.2021)